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DER STADTEROTIKER

Sechs muskulöse Männerarme, die Hemdsärmel hochgeschoben, gespannt über dem Bizeps. Ein freier Blick auf das behaarte Dreieck, das der Hemdausschnitt unterhalb des kräftigen Halses freigibt. Konzentrierte Gesichter. Die hungrige Meute leicht nervös unter ihnen. In ihren dunklen Augen spiegelt sich heißes Fett wie glühende Lava. Verführung über dem Ladentisch. Das lange, dicke Haar zum Schwanz gebunden. Geschickte Finger bearbeiten Schlangengurken. „Sie sind einfach die besten“, murmelt eine hier unten in der Menge. Ja, das sind sie. Ich bemerke ein Zittern in meinen Knien. „Letztes Mal war ich schon ganz nah dran. Und dann – zwei, drei vor mir – ging ihnen der Stoff aus.“ Herbstliche Kühle um mich herum. Bunte Blätter bedecken zart den Asphalt. Ich schaue traurig hoch zu ihnen, zu den dreien aus Tausendundeiner Nacht. Wer wird es heute sein? Ali Baba über mir. Eingepferchter Platzhirsch. Königstiger aus dem Morgenland. Eine aussterbende Rasse. Mir wird warm. Heute will ich mich nicht entscheiden. Heut' nehm' ich alles, was ich kriegen kann. Egal, ob mir davon schlecht wird. „Mit Zwiebel?“ Mit Zwiebel! „Mango oder Sesam?“ Beides! „Willst du es gleich hier?“ Ja, ich will es gleich hier! Er legt sich noch einmal gekonnt ins Kreuz, fummelt das Pergamentpapier lässig um die Teigtasche, spritzt noch etwas Sauce über das Ganze und reicht mir Falaffel. Wie an jedem Sonnabend gegen 12 Uhr auf dem Winterfeldtmarkt.

AHA

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