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J.W.Hauer-betr.: "Vom Antisemitismus zur 'ökologischen' Religion", taz vom 29.10.88, und Leserbrief, taz vom 3.11.88

betr.: „Vom Antisemitismus zur 'ökologishen‘ Religion“, taz vom 29.10.88, Leserbrief von Mondrian, taz vom 3.11.88

Von der Sachkenntnis, die taz-Leser Mondrian zu Recht einfordert, ist er leider selbst völlig ungetrübt.

J.W.Hauer, den er verteidigt, vertrat seine völkisch -rassistische Theologie auch nach dem offiziellen Ende des Kirchenkampfes der Nazis weiter. Er forderte vorher, in seiner Sportpalastrede 1935, es sei „unmöglich, daß man die Masse erbkranken Nachwuchses sich vermehren läßt“. Er veröffentlichte hinterher (1941) seine an der Akademie Tübingen des NSD-Dozentenbundes gehaltenen Vorträge über die rassische Bedingtheit einer rein „Deutschen Gottschau“ in der Schrift „Religion und Rasse“, in der er sich nochmals ausdrücklich auf den Nazi-Biologen Günther beruft, mit dem er auch gemeinsam publizierte. Er denunziert im November 1944 (Aachen war schon befreit) eine christliche Lehrerin aus dem Donauraum bei der NSDAP wegen angeblicher „Friedenspropaganda“, fordert ihre Entlassung aus dem Staatsdienst und schließt seine Denunziation (die in diesem Falle einmal nicht mit einem Todesurteil des Volksgerichtshofes endete) mit der Feststellung, „daß im Willen Adolf Hitlers in der Tat der Wille Gottes zum Ausdruck kommt“, wenn es dagegen christlich motivierte Opposition gebe, „dann bin ich der Meinung, daß dem Staate gar nichts anderes übrig bleibt, als gegen eine solche Opposition Front zu machen und sie zu vernichten.“ (...)

Nach 1945 erhält der vormalige „Professor für arische Weltanschauung“ Lehrverbot. In seinem 1964 posthum erschienenen Buch „Der abendländische Mensch“ bekräftigt er noch einmal seine - wenn auch historisch überholte - Sicht, die „biotische Kraft des Germanentums“ mit seinen „besonderen bluthaften und geistigen Anlagen“ habe alle die Völker „aus der Führung Europas“ verdrängt, die nicht „bluthaft vorwiegend germanisch bestimmt“ gewesen seien. (...)

Hauer ist in allen seinen Schriften derart deutlich, daß die Biographie von Dierks nur als Apologie einer „Glaubenskameradin“ (so nannten die sich) gedeutet werden kann. Die Quellenlage ist völlig klar: Hauer war bis zu seinem Tode Faschist und Rassist. (...)

Peter Kratz, Bonn

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