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Sowjet-Zeitschrift in der DDR verboten

■ 'Sputnik‘ und drei Filme auf dem Index / Begründung: Kein Beitrag zur deutsch-sowjetischen Freundschaft

Berlin (dpa/taz) - Die deutsch-sowjetische Freundschaft liegt den DDR-Behörden so sehr am Herzen, daß sie jetzt die sowjetische Monatszeitschrift 'Sputnik‘ verboten haben. Damit wurde zum ersten Mal ein sowjetisches Presseorgan auf den Index gesetzt. Begründung des Postministeriums, das 'Sputnik‘ von der Zeitungsvertriebsliste strich: 'Sputnik‘ bringe „keinen Beitrag, der der Festigung der deutsch -sowjetischen Freundschaft dient, statt dessen verzerrende Beiträge zur Geschichte“. Die Begründung wurde am Samstag im SED-Organ 'Neues Deutschland‘ verbreitet. Da die Postbehörden in der DDR ein Vertriebsmonopol für Presseerzeugnisse besitzen, gibt es keine Möglichkeit die Zeitschrift auf anderem Wege zu beziehen.

Zum Ärger der Abonnenten wurde bereits das Oktober-Heft von 'Sputnik‘ nicht ausgeliefert. Anlaß waren Artikel, die sich mit der Stalin-Ära auseinandersetzten. Eine Passage aus dem Oktober-Heft: „Als Stalin 1939 den Pakt mit Hitler schloß und den kommunistischen Parteien in aller Welt befahl, jede antifaschistische Propaganda sofort einzustellen und sich für ein friedliches Übereinkommen mit Hitler einzusetzen, wurde es ganz schlimm.“ 'Sputnik‘ wird von der halbamtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur 'Nowosti‘ herausgegeben und in mehreren Sprachen gedruckt. Seit „Glasnost“ ist die Abonnentenzahl der Zeitschrift, die Beiträge aus der sowjetischen Presse abdruckt, auf 180.000 gestiegen.

In der DDR wurden außerdem drei sowjetische Spielfilme abgesetzt, die als Beispiel für die neue sowjetische Kulturpolitik gelten und sich kritisch mit der russischen Revolution, den Auswirkungen des Krieges auf den Sowjetmenschen und mit dem Stalinismus beschäftigen. Ob dafür politische Gründe ausschlaggebend waren, ist nicht bekannt.

bam Kommentar Seite 4

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