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Geschichtsbild

Wer malt - trotz Holocaust - das schönste deutsche Geschichtsbild? Die Lösung der einen: Auch du, Deutscher, kannst stolz auf deine Geschichte sein - Völkermord kommt schließlich auch bei anderen vor. Die anderen: Der Holocaust ist zwar „einzigartig“. Aber gerade weil er einmalig ist, ist er passe, isoliert in der Geschichte, abgekoppelt von der heutigen Wirklichkeit. Das hat zwei Konsequenzen: Der Deutsche kann sich - wie bei der ersten Theorie - weiterhin durchaus positiv mit seiner Geschichte identifizieren. Zum anderen: Der Bundeskanzler kann sich die These von der Einzigartigkeit des Holocaust zu eigen machen, damit zu Recht auf die Gnade der späten Geburt verweisen und trotzdem eine ausländerfeindliche Politik betreiben. Denn: Die Einzigartigkeit des Holocaust läßt alle übrigen Ausländerfeindlichkeiten blaß, bescheiden, geradezu harmlos erscheinen.

Und so kann nach der Rücktrittsmeldung Jenningers übergangslos im Radio als nächste Meldung folgen, daß die Bundesregierung das Amt des Ausländerbeauftragten abschaffen möchte, schließlich sei die Bundesrepbulik kein Einwanderungsland. Ausländer hat es bei uns nicht zu geben, denn unsere Gesellschaft hat nicht „durchmischt und durchrasst“ (Stoiber) zu sein. Verständlich diese unterschiedlichen Typen von Ausländerfeindlichkeit: Die Juden sind tot, wozu also Abwehr? Anders die zwei Millionen Türken in der Bundesrepublik: die leben!

Damit Stoibers Wunsch Realität bleibt, dafür sorgt die „deutsche Erziehung“. Da gibt es in deutschen Schulen das Fach „Geschichte“. „Deutsche Geschichte“ müßte es heißen! Aber das Eigenschaftswort „deutsch“ kann man sich sparen, denn Geschichte hat in der Bundesrepublik einfach deutsch zu sein. Für die Inländer hat dieser deutsche Geschichtsunterricht - der das Verstehen anderer Kulturen und ihrer Geschichte fast gänzlich ausschließt - tendenziell Abwehr, Vorurteile und Feindbilder zur Folge. Der türkische Schüler andererseits wird gleichsam als geschichtsloses Wesen betrachtet bzw. einer Entfremdung seiner eigenen Vergangenheit und Kultur ausgeliefert. (...)

Dr. Hans Göpfert, Regensburg

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