: Esplanade im Zeitraffer
■ Senat genehmigte 40 Millionen Mark für das Filmhaus Esplanade Gegenvorstellungen der FDP mit Kompromißformel vorerst kaltgestellt
CDU-Kultursenator Hassemer wird bei seiner morgigen Rede zur Verleihung des Europäischen Filmpreises frohlocken: Gestern beschloß der Senat im eiligen Umlaufverfahren die Realisierung des Filmhauses Esplanade an der Bellevuestraße im Tiergarten. 40 Millionen Mark der Gesamtkosten von ca. 67 Millionen Mark will der Senat für das seit sechs Jahren geplante Projekt in dem ehemaligen Nobelhotel beisteuern.
Das Gelände soll noch in diesem Jahr von der jetzigen Eigentümerin, der bundeseigenen Industrieverwaltungsgesellschaft, gekauft, mit den Bauarbeiten unmittelbar nach der Freigabe der Mittel durch das Abgeordnetenhaus am 1. Dezember begonnen werden.
Fraglich ist jedoch, ob der zusätzlich zur Sanierung des zum Teil kriegsbeschädigten Altbaus von den Architekten Hertzberger (Amsterdam) sowie Hinrich und Imken Baller (Berlin) geplante Neubauteil des Esplanade fertiggestellt werden kann. Auf Druck des Koalitionspartners FDP sollen die für den Neubau vorgesehenen Mittel gesperrt bleiben, bis ein kürzlich überraschend von den Liberalen eingebrachter Alternativvorschlag geprüft worden ist.
Wie berichtet, hatte die FDP unter anderem das 1991 freiwerdende NAAFI-Haus der Briten am Theodor-Heuss-Platz ins Gespräch gebracht und sich den Ärger Hassemers zugezogen. Der betonte gestern trotzig in einer Erklärung, daß er trotz der Kompromißformel „mit dieser Lösung ausgezeichnet leben kann. Das ist der endgültige Startschuß für den Bau des Filmhauses Esplanade“. „Hassemer hat schon viele Startschüsse abgegeben, Frage ist, wie weit das Pferd läuft“, konterte FDP-Kultursprecher Pawlowski darauf. Seine Fraktion werde dem Kompromißantrag zwar zustimmen, aber das Projekt auch in der kommenden Legislaturperiode „kritisch begleiten“. Wegen der neuen stadtplanerischen Bedingungen durch den Kauf des Lenne-Dreiecks müsse die Planung der Hertzberger-Neubauten ohnehin noch einmal geändert werden. Pawlowski vermutet, daß sich dadurch die für die Filmwirtschaft vorgesehene Fläche verringert, was den FDP -Vorstellungen entgegenkommt, die mehr City-Nähe für die Wirtschaft will. Hassemer hob jedoch die zentrale Funktion des Esplanade hervor: Damit soll Berlin „an herausragender Stelle der Stadt in der Nähe des künftigen Kulturforums eine zentrale Adresse für den Film als Kunst- und Kulturmedium rechtzeitig vor dem 100. Geburtstag des Films im Jahre 1995“ erhalten.
tr
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