: Aus der Tiefe des Zeitraumes
25 Jahre Bundesliga in bewegten Bildern ■ WIR LASSEN GLOTZEN
Nachdem der DFB mit seinem Streifen über die Europameisterschaft 1988 erschöpfend demonstriert hat, wie ein Fußballfilm auf gar keinen Fall gemacht werden sollte, war für sein Vi deo 25 Jahre Bundesliga das Schlimmste zu befürchten gewesen. Doch die böse Ahnung erwies sich seppseidank als unbegründet.
120 Minuten dauert der Film, für jede Saison bleiben also durchschnittlich 4:48 Minuten, die Zeit drängt. Um in der gebotenen Kürze möglichst viel vom kompakten Geschehen in 25 Jahren Bundesliga zu vermitteln, wird ein strenges Konzept verfolgt. Vorgestellt wird im wesentlichen der jeweilige Meister einer Saison, entweder bei einem Spitzenspiel oder in einer ausgesprochen torreichen Partie, auf Kuriositäten und Tor-des-Monats-Zusammenschnitte wird verzichtet. Diese Vorgehensweise ermöglicht es dennoch, die meisten illustren Gestalten der Liga zu präsentieren.
Am Anfang stehen Fossile aus grauer Fußballvorzeit wie Peco Bauwens, Dr.Gösmann, Sepp Herberger, Gründungsväter der Liga. Ballzauberer wie der 20jährige Overath, „Eia“ Krämer, Peter Grosser, Timo Konietzka mit dem allerersten Bundesligator, Uwe Seeler oder Helmut Rahn tauchen aus dem tiefen Raum der Zeit auf und erbringen den Beweis, daß der Fußball der Sechziger doch der Beste war. „Radi“ rumpelstilzt zwischen den Pfosten umher, Netzer schwingt feinfühlig die Riesenfüße, Beckenbauer trifft fremde und eigene Tore, und ein junger Mann namens Sepp Maier leistet sich Patzer über Patzer. Offensichtlich wurde das Video von Leuten gemacht, die auf den Bayern -Keeper nicht gerade gut zu sprechen sind.
Auch die Skandale fehlen nicht: Herthas längst von weiteren Affären verdrängter Zwangsabstieg wegen verbotener Handgeldzahlungen in der zweiten Saison, der Pfostenbruch zu Mönchengladbach, Dortmunds 0:12 1978 in Gladbach, das aus Borussen-Trainer Rehhagel damals, lange bevor er Otto II. wurde, erstmal Otto Torhagel machte, und natürlich 1971 der Bundesligaskandal, mit whiskeygetränkter Stimme dargebracht von Gregorio Cannellas, dem betrügerischen Offenbacher.
Jeder Saison folgt ein kurzer statistischer Teil Tabellen, Torschützenkönige, besondere Vorkommnisse wie der Zuschauerminusrekord von 1.352 am 9.Juni 1973 bei Oberhausen -Offenbach oder die Tatsache, daß die Trainer der drei Letztplazierten der ersten Saison alle Schneider hießen. Unterlegt werden solche Sequenzen mit zeitgenössischen Orchesterweisen. Das Mauerbollwerk aus Braunschweig, Meister von 1967, wird adäquat mit Marmor, Stein und Eisen bricht geehrt, 1860 München schonungslos mit Yesterday auf den Müllhaufen der Fußballhistorie gekehrt, und Mönchengladbachs Titel von 1970 mit Suspicious Minds abgefeiert, was ein Jahr später wesentlich angebrachter gewesen wäre.
Und so geht es weiter, durch die Bayern- und Gladbach -geprägten siebziger Jahre, über Kevin Keegans ungeheuerlichen HSV bis hin zum ewigen Vizemeister Bremen und dessen wundersamer Läuterung anno 88. Die Kommentare von Gerd Rubenbauer und Günter-Peter Ploog sind unprätentiös und verzichten auf gequälte Lockerheit und zweifelhaften Witz. Sie runden das ganze zu einer soliden, wenn auch nicht brillanten Sache ab. Nur „Ente“ Lippens kommt nicht vor. Und das ist eigentlich unverzeihlich.
Matti
DFB: 25 Jahre Bundesliga, 120 Minuten, 89 Mark. MM Video, Bismarckstraße 133, 8500 Nürnberg.
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