„Panzerknacker“ im Tiefflug

■ Mit der in Remscheid abgestürzten „A 10 Thunderbilt“ verlor die Nato in diesem Jahr ihr 101. Kampfflugzeug Die Maschine gilt als wendig und bei Piloten beliebt / Über sieben Tonnen Munition sind zuladbar

Berlin (taz) - „Panzerknacker“ oder „Warzenschwein“ heißt im Pilotenjargon die Maschine vom Typ A 10 Thunderbilt, die gestern Mittag in die Remscheider Innenstadt stürzte. Sie wurde im Vietnamkrieg entwickelt und wird als Jagdflieger zur Bekämpfung von Panzern im Erdkampf eingesetzt. Sie ist für ihre Länge von nur 16 Metern extrem schwer und massiv gepanzert. Sie wird vor allem im Tieflug geflogen, wobei sie einerseits Spitzengeschwindigkeiten bis zu 700 Stundenkilometern erreicht, aber auch extrem langsam fliegen kann. Die zweimotorige A-10 wird von nur einem Piloten geflogen und ist vollgepackt mit Munition. Sie ist mit einer achtläufigen Kanone bestückt und kann darüber hinaus bis zu 7250 kg Munition in Form von Bomben aufnehmen. Sie gilt als sehr wendig und soll bei Piloten sehr beliebt sein. Allerdings warnen Experten davor, sie bei den hiesigen Wetterverhältnissen in Europa einzusetzen. Die A 10 „Panzerknacker“ selbst sind nicht in der BRD stationiert. Im Rahmen von Übungen überfliegen sie jedoch auch das Bundesgebiet und landen auch hier. So war auch die jetzt abgestürzte Maschine vom Luftwaffenstützpunkt Nörvenich aus zum Heimatflughafen in Großbritannien gestartet.

Seit 1979 hat die US-Air Force 108 Maschinen vom Typ der A 10 Thunderbilt nach Großbritannien verlegt. Mit der gestern abgestürzten A 10 Thunderbilt sind innerhalb des letzten Jahres 101 Militärmaschinen der Nato verunglückt und meist im Tiefflug zu Boden gerast. Diese Zahl der abgestürzten Maschinen entspricht der Gesamtstärke der norwegischen Luftwaffe. Allein der Wert der Flugzeuge, abgesehen von den durch die Abstürze entstandenen Schäden, betrug über eine Milliarde Dollar. Nach Berichten der britischen Militärfachzeitschrift 'Jane's Defense Weekly‘ verlor allein die US- Luftwaffe im letzten Jahr 40 Kampfflugzeuge, davon allein 20 F-16. Ein Teil dieser Jets kam nicht über den USA herunter, sondern im Rahmen von Übungen in Europa. Die zweithöchsten Verluste hatte die französische Luftwaffe mit 15 abgestürzten Kampffliegern. Aus dem Arsenal der Bundesluftwaffe stürzten fünf Militärmaschinen ab.

Vera Gaserow