crime & passion

■ 3 Bremer Filmemacher zeigten am Sonntag 12 Filme: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute und Böse so nahe liegt?

Heimatverbunden sind sie, die neuen Filme. Der Hafen dominiert ganz ungemein, die Seeverbundenheit und die Tradition. Ob Thriller oder Aktion, in Trick oder in echt, warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute und das Böse und das Kriminelle so nahe liegt? Crime and passion around Bremen, witzig, intelligent und gekonnt gemacht. Die 12 Kurzfilme unterschiedlichsten Inhalts, Machart und Länge machten den „Kinoabend voller Heiterkeit“ tatsächlich zu der versprochenen Kurzweil. „Thriller, Heiterkeit, Aktion, Kunst, Melancholie: das will das Publikum sehen“, wurde nicht zu Unrecht angenommen, wie der gut besuchte Saal bewies. Das kulturaufgeschlossene Publikum, gemäßigt avangardistisch mit einem Schuß Existenzialismus (schwarzer Rollkragenpullover), erschien zahlreich, wartete geduldig und beobachtete interessiert.

Die drei Jungregisseure, die sämtlichst einer Filmklasse der Bremer HKM entstammen, haben individuell bereits soviel Stil entwickelt, daß sie an ihren Filmen zu erkennen sind.

Die melancholisch künstlerischen von Oliver Becker, Erzählkino mit viel Seele und Gefühl. Poetische Interpretationsfallen

ohne Schwulst und Plattheiten. Der junge nord-deutsche Heimatfilm, keine Techno-Spirenzchen, schlicht und ehrlich.

Die Kriminal-Katastrophen-Polit-Thriller von Hans Joachim Hofmann, aus der Serie „Verbrechen, die nie begangen wurden“. Action, Korruption und Heiterkeit mit Dokumentarfilm - Charme. Aus alten Filmdokumenten und zum Teil neuen künstlich gealterten Filmstücken sind Kurzfilme entstanden, die das Staunen lehren. Sei es um der überaus obskuren Handlung, der technischen Perfektion oder der gelungenen Illusion wegen. Echte Meisterwerke der Filmkunst und die alle gleich hier um die Ecke gedreht. Heimat, Fernweh und Hans Albers. Verruchte Spelunken und Schanghai -Lilli. Harte Männer und der Suff. Bremen bekommt Großstadtformat.

Und dann sind da noch die Trickfilme von Ali Eichelbach. Der sülzende Schlagersänger von der „Copa Cabana“, dem nur zwei Apfelsinen von seiner Liebe bleiben, ist nicht von Pappe sondern aus Knetgummi. Dann singen wir das „Lied vom alten Reisbrei“ und den Fliegen, um schließlich der „Wahrnehmung eines Geschenisses in drei Varianten zu folgen.“ Zeichentrick vom allerfeinsten. Hoffentlich stehen nicht nur die 5 „fehrfeldstudiomacher“ für die Zukunft solcher gutgemachten amysanten Kurzfilme. Wenn es dereinst doch noch einmal ein Filmhaus in Bremen geben sollte, worauf Becker, Hofman und Eichelbach nicht warten wollten und eine eigene Filmwerkstatt gegründet haben: Bremen braucht mehr solche Filme und Filmemacher, die sich zur Abwechslung auch mal am Publikum orientieren. Nächsten Mittwoch laufen die zwölf Filme noch einmal in Bremen im Alten Gymnasium, bevor sie an zwölf weiteren Orten zu sehen sein werden. Also: Hingehen und Angucken.

Kerstin Dreyer