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Neuer VHS-Kursleiter-Streik

■ Start ins Frühjahrssemester gefährdet / Kursleiterrat weist Frankes Kompromißangebot zu Höhe und Zahlungsweise von Honoraren zurück / Novembergehälter gibt's im März

700 KursleiterInnen der Bremer Volkshochschule rüsten sich zum großen Streit mit Bildungssenator Horst Werner, alias Thomas Franke. Wenn die beiden Hauptforderungen der ErwachsenenbildnerInnen - erstens höhere Honorare, zweitens deren schnellere Auszahlung - nicht erfüllt werden, soll das nächste VHS-Semester möglicherweise ohne sie beginnen, einem 14tägigen Warnstreik zu Beginn dieses Monats soll dann ein richtiger Kursleiter-Streik folgen.

Mit dieser Ankündigung reagierte der Kursleiterrat jetzt auf die Ergebnisse einer Sitzung der Deputation für Wissenschaft und Kunst, die am Freitag zwar viel Verständnis für die Probleme der VHS-DozentInnen aufbrachte, Senator Franke aber nur unzureichende Zusagen abhandeln konnte. So jedenfalls die Bewertung der Kursleiter-Vertretung.

Nachdem Franke am 28. November in einem Radio-Bremen -Interview noch eine einheitliche Anhebung der Kursleiter -Honorare von bislang 25 Mark auf 35 Mark angeboten hatte, fielen seine Zusagen in der Deputation wesentlich kärglicher aus. Statt 35 Mark für alle bot Franke 30 Mark für viele: Nur wer ausschließlich vom stundenweisen Kursleitern lebt, soll 30 Mark kassieren können. Für alle, die „nebenher“ einen Hauptberuf haben, soll's bei 25 Mark pro Unter

richtsstunde bleiben. Wie schon vor 16 (!) Jahren. Wer bedürftig und wer hauptberuflich ist, soll durch ein formloses Erklärungs-Verfahren ohne inquisitorische Untersuchungen geklärt werden.

Vereinfachen will Franke dafür den Auszahlungsmodus. Bislang bearbeiteten drei Halbtagskräfte die monatlichen Stundenabrechnungen der KursleiterInnen, rechneten die in unterschiedlichsten Kursen vom selben Dozenten geleisteten Arbeitsstunden bis zur dienstrechtlich zulässigen Obergrenze von zwölf im Kopf zusammen und gaben ihre Ergebnisse schließlich an die Senatskommission für das Personalwesen. Die erteilte nach einem weiteren Bearbeitungsmonat die Zahlungsanweisungen. Ergebnis: Die Honorare landeten mit drei- bis vier monatiger Verspätung auf den Kursleiter -Konten. Erst in der letzten Woche bekam Franke von der VHS schriftlich: Die Novemberhonorare können erst im März ausgezahlt werden.

Angesichts dieser „Bugwelle von unbearbeiteten Monatsabrechnungen“ soll jetzt von einer Arbeitsgruppe überprüft werden, ob erstens der Einsatz eines Personal -Computers und zweitens die Zahlungshoheit der VHS zu einer Verkürzung der Wartefristen führen würde. Nach dem neuen Abrechnungsmodell sollen während des Semesters regelmäßige Abschlagszahlungen gelei

stet, am Semesterende einmal schlußabgerechnet werden. In internen Gesprächen stellte Franke darüberhinaus die Einstellung einer zusätzlichen SachbearbeiterIn für das Abrechnungswesen in Aussicht.

Den VHS-Leitern sind Frankes Zusagen in der Deputation zu wenig und zu vage. Sie fordern nach wie vor eine einheitliche Anhebung der Stundenhonorare auf mindestens 35, möglichst 40 Mark und regelmäßige Auszahlung ab sofort. Eine Staffelung der Honorare „nach sozialer Bedürftigkeit und anderen nicht eindeutig definierbaren Gesichtspunkten ist für uns nicht akzeptabel„; „der Vorschlag, die VHS -Verwaltung ab Herbst 89 mit einem Personal-Computer auszustatten, muß als wenig ernsthafter Versuch der Problemlösung bewertet werden“, heißt es in einer nach der Deputatiosnssitzung verabschiedeten Erklärung des Kursleiterrats.

Derweil hat der kommissarische VHS-Leiter, Christian Bruns -Klöss, nebenher auch noch andere Probleme. Er fürchtet, daß zumindest ein Teil der zusätzlich nötigen Honorarmittel aus dem bisherigen VHS-Etat beszahlt werden soll. Bruns-Klöss: „Wenn das zu viel wird, geht das nach achtern los. Dann müssen wir dafür Kurse aus dem bisherigen Programm streichen.“

K.S.

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