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Deutsche Hilfe für libysche Waffen?

■ 'New York Times‘: Deutsche Firma ist in den Bau einer libyschen Waffenfabrik verwickelt / USA wurden bei Bundesregierung vorstellig / Bonn leitete Untersuchung ein / „Imhausen-Chemie“ bestreitet Bericht

New York/Bonn (ap) Am Bau eines Chemiewerks in Libyen, das nach Darstellung der US-Regierung für die Produktion chemischer Waffen bestimmt ist, soll ein bundesdeutsches Unternehmen nach einem Bericht der 'New York Times‘ maßgeblich beteiligt sein. Unter Berufung auf amtliche amerikanische Quellen schrieb die Zeitung am Sonntag, die in Lahr im Schwarzwald ansässige „Imhausen-Chemie“ sei beim Bau der Anlage in Rabata Hauptauftragnehmer gewesen. Die Unternehmensleitung habe den Bericht dementiert.

In Bonn bestätigte das Auswärtige Amt, daß die amerikanische Regierung auf diplomatischem Wege bei der Bundesregierung vorstellig geworden sei. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte am Sonntag: „Wir haben diese Hinweise sehr ernst genommen und unverzüglich entsprechende Untersuchungen in die Wege geleitet.“

Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen habe sich jedoch der Verdacht nicht erhärtet, „daß deutsche Firmen an illegalen Ausfuhrgeschäften beteiligt“ gewesen seien.

Der 'New York Times‘ zufolge hatte US-Präsident Ronald Reagan Bundeskanzler Helmut Kohl am 16.November in Washington die Übermittlung nachrichtendienstlichen Materials über die Anlage in Libyen angekündigt. Reagan hatte in der vergangenen Woche erklärt, die USA hätten mit anderen Mitgliedern der Nato mögliche militärische Schläge gegen die Anlage erörtert.

Libyen hat bestritten, daß die Anlage für die Waffenproduktion bestimmt ist. Es hat erklärt, in dem Werk sollten Medikamente hergestellt werden, und bot in der vergangenen Woche an, daß internationale Fachleute die Anlage inspizieren könnten.

Der 'New York Times‘ zufolge erklärten amerikanische Regierungsbeamte, das Material für den Bau des Werkes sei von verschiedenen Unternehmen gekauft und über Hongkong oder Singapur nach Libyen verschifft worden. Die Finanzierung des Projektes sei in einem komplizierten Verfahren über Banken in Hong Kong und der Schweiz abgewickelt worden. Die „Imhausen-Chemie“ habe diese Bemühungen koordiniert, technische Berater sowie Hilfe beim Entwurf des Werks bereitgestellt.

Für die Unternehmensleitung sagte Jürgen Hippenstiel -Imhausen laut 'New York Times‘, die „Imhausen-Chemie“ habe mit den „jetzt auftauchenden Behauptungen, wonach in dem Werk in Libyen chemische Waffen hergestellt werden sollen, absolut nichts zu tun“. Das Unternehmen verfüge nicht über das entsprechende Know-how in diesem Bereich. Die „Imhausen -Chemie“ sei an einem Großprojekt in Hongkong beteiligt, doch werde hier für einen chinesischen Konzern gearbeitet.

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