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Der Spieltisch

Hintergrund der gegenwärtigen Übernahmeversuche in der Elektroindustrie ist die rasante Expansion auf dem weltweiten Telekommunikationsmarkt und die bevorstehende Deregulierung der Telekom-Monopole im Hinblick auf die Schaffung eines europäischen Binnenmarktes bis 1992.

Wie Siemens, das sich mit seiner geplanten Übernahme Plessey's einen Einstieg in den einträglichen britischen Telekom-Markt verspricht, versuchen auch die anderen europäischen (und US-) Unternehmen, sich für die abzusehende Telekom-Bonanza einen geeigneten Startplatz zu sichern. So sagt die jüngste Prognose des „Telecom Research Centre“ bis 1990 eine Eskalation der Ausgaben für Telekom-Einrichtungen auf 112 Milliarden US-Dollar voraus. Zwar besitzen die Europäer hier derzeit noch einen Weltmarktanteil von 19 Prozent, im direkten Vergleich mit Japan und den Vereinigten Staaten sind die Telekom-Bilanzen der EG jedoch bereits negativ.

Die EG-Kommission will dieser Entwicklung durch die Deregulierung der noch stark protektionistischen nationalen Fernmeldemonopole Einhalt gebieten. Der im Mai letzten Jahres veröffentlichte Cecchini-Bericht eines EG -Expertenstabes hat die als Folge eines Telekom -Binnenmarktes zu erwartenden Kostensenkungen auf rund fünf Milliarden ECU geschätzt. Mit der Standardisierung der Netzinfrastrukturen und der Liberalisierung des Endgerätemarktes soll den Herstellern endlich der europaweite Markt geschaffen werden, den diese für ihre Produkte angeblich benötigen, um den japanischen und US -Konkurrenten Paroli leisten zu können.

Ob die grenzüberschreitende Fusionsmanie europäischer Großkonzerne in der Elektroindustrie und anderswo allerdings unbedingt eine effektive Lösung zum Anschluß Europas an den Weltmarkt darstellt, wird von einigen Experten angezweifelt. „Europas neue Generation der Fusionäre“, so schreibt die 'Financial Times‘, sollte sich in Erinnerung rufen, daß die Hälfte aller Fusionen und Akquisitionen scheitern. Wie viele der rund 650 Aufkäufe und Fusionen seit 1983 wirklich einer zwingenden industriellen Logik gefolgt sind und nicht von größenwahnsinnigen Konzernchefs und profithungrigen Bankenvermittlern initiiert worden sind, bleibt die große Frage.

Die ökonomischen Kriterien für die Rationalität solcher Unternehmensfusionen scheinen beliebig, einzig die Nichtbeachtung der konkreten Belange der jeweiligen Belegschaften ist ihnen gemeinsam.

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