Apartheid live

■ Boxkampf Rocchigiani-Malinga in Berlin wird großes Spektakel für südafrikanische Medien

Nun ist es endgültig: Der geplante Box -Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelhalter Graciano Rocchigiani (Berlin) und dem farbigen Südafrikaner Sugar Boy Malinga (27. Januar, Deutschlandhalle) wird im Apartheidstaat zu einem Medienspektakel und einer Prestigeveranstaltung ersten Ranges hochgespielt. Das südafrikanische Fernsehen sitzt mit vier verschiedenen Kommentatoren am Ring, die in Englisch, Burisch, Zulu und Xhosa, den vier wichtigsten Landessprachen, live berichten werden. RTL-Plus liefert die Bilder nach Südafrika.

Neben diesen Neuigkeiten wurde bei der gestrige Pressevorstellung Malingas noch ein anderes, nicht ganz unwesentliches Detail bekannt: Nach Ansicht vieler Experten, die das Training beobachteten, wird der Zulu gegen Rocchigiani nicht den Hauch einer Chance haben. Box-Promoter Pohl: „Nach der Vorstellung heute würde es mich wundern, wenn Malinga die erste Runde übersteht.“ Das bedeutet im Klartext, daß Millionen Südafrikaner nichts anderes zu sehen bekommen, als den schnellen Untergang des schwarzen Mannes.

Wilfried Sauerland, der sich den schlauen Coup hat einfallen lassen (sein Schützling „Rocky“ bekommt für den Fight eine Börse von 400.000 Mark), aberkennen noch immer, daß nicht nur Sport im Spiel ist. Für ihn macht der Verzicht auf nationale Symbole wie Hymne und Flagge die Boxer zu Staatenlosen, eben „keine Deligierten irgendeiner Regierung“. Und was den weltweiten Protest von Antiapartheidgruppen angeht, ihnen versuchte Sauerland gestern den Wind aus den Segeln zu nehmen: „Ich hatte mich bereiterklärt, mit diesen Gruppierungen zu sprechen. Ich war sogar bereit, darüber zu verhandeln, daß Gegner mit Transparenten ihren Protest kundtun dürften. Doch die Apartheidgegner haben sich bei mir nicht gemeldet.“

Unterdessen hat der sportpolitische Sprecher der AL, Kuhn, der Sportsenatorin Laurien vorgeworfen, ihr „bisheriges Schweigen“ über den „Propaganda-Kampf“ lasse befürchten, sie wolle die Veranstaltung als „Pluspunkt für die 'Sportstadt Berlin'“ verbuchen.

Hosch