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Südafrikapolitik angeklagt

■ Kirchenführer fordern von Bonn Wirtschaftssanktionen

Mülheim a.d. Ruhr/Berlin (ap/taz) - Eine Delegation des Weltkirchenrates hat den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft der Bundesrepublik vorgeworfen, das Apartheidregime in Südafrika finanziell und politisch zu fördern. Bei einem Treffen mit etwa 250 Vertretern von Antiapartheidgruppen am Dienstag abend in Mülheim/Ruhr forderte Canaan Banana, der frühere Staatspräsident von Simbabwe, als Mitglied des Weltkirchenrats die Einstellung dieser Hilfe und wirksame Sanktionen gegen Südafrika.

„Ohne wirtschaftlichen und politischen Druck wird sich die Situation im Kap-Staat nicht ändern“, meinte er. Die Kirchenführer appellierten an die Großbanken in der Bundesrepublik, keine neuen Kredite mehr nach Südafrika zu vergeben, Umschuldungen zu verweigern und auf der Rückzahlung alter Kredite zu bestehen. Dem Daimler-Benz -Konzern warfen die Delegierten des Weltkirchenrates vor, das Waffenembargo gegen Südafrika durch Lizenzvergaben an dortige Unternehmen zu unterlaufen. „Wenn sich in der Bundesrepublik ein Wandel im Verhalten zu Südafrika vollzieht, könnte das international der Durchbruch sein“, sagte Christian Beyers-Naude, der frühere Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrates (SACC).

Die Delegation will am Mittwoch und Donnerstag in Gesprächen mit Bundespräsident von Weizsäcker, Bundeskanzler Kohl und Bundes außenminister Genscher für massive Sanktionen werben.

Solche Sanktionen hat nun, nach dem Boykottbeschluß des Stadtrats von Remscheid (die taz berichtete), auch der Kreistag Unna in Nordrhein-Westfalen beschlossen. Auf Antrag der Grünen im Kreistag und mit den Stimmen der mit absoluter Mehrheit im Kreistag vertretenen SPD wird die Kreisverwaltung aufgefordert, keine Kredite mehr bei Banken aufzunehmen, von denen bekannt ist, daß sie Geschäfte mit Südafrika tätigen. Der Beschluß des Kreistages wurde der südafrikanischen Botschaft in Bonn mitgeteilt. Die CDU im Kreistag von Unna stimmte gegen die Boykottvorlage.

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