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Ölpest in der Antarktis

■ Argentinisches Forschungsschiff vor antarktischer Küste gestrandet / Passagiere und Besatzung gerettet / Greenpeace spricht von Umweltkatastrophe / Kleinlebewesen verseucht / Nahrungskette für Tiere in Gefahr

Buenos Aires (ap) - Vor der Nordküste der Antarktis ist am Dienstag ein mit knapp einer Million Liter Dieselöl sowie anderem Treib- und Brennstoff beladenes argentinisches Forschungs- und Versorgungsschiff gesunken. An der Unglücksstelle bildete sich nach Mitteilung von Behörden ein etwa 15 Kilometer langer Ölteppich. Sprecher der Umweltschutzorganisation Greenpeace reden von einer Umweltkatastrophe.

Das Schiff, die „Bahia Paraiso“, war am Samstag bei schwerer See vor der Antarktis-Halbinsel knapp tausend Kilometer südlich von Kap Hoorn auf ein Riff gelaufen und leckgeschlagen. Insgesamt 316 Menschen, 82 Passagiere und 234 Besatzungsmitglieder, konnten mit Motorbooten in Sicherheit gebracht werden, bevor das Schiff unterging. Niemand wurde verletzt.

Widersprüchliche Berichte gab es über ein Leck in dem Tankschiff. Die amerikanische Wissenschaftsstiftung NSF berichtete, aus einem zehn Meter langen Riß im Rumpf der „Bahia Paraiso“ sei Öl ausgetreten, das an der nur drei Kilometer entfernten amerikanischen Forschungsstation Palmer die Küste erreicht habe. Das Leck habe vor dem Sinken abgedichtet werden können, hieß es, aber das zuvor ausgetretene Öl habe bereits Krebse und andere Kleinlebewesen verseucht und werde über die Nahrungskette Pinguine und Seemöwen in Mitleidenschaft ziehen.

NSF wies ebenso wie die Forschungsstation und Greenpeace darauf hin, daß der Ölteppich als Krill bezeichnete Kleinstlebewesen und anderes Plankton im Wasser und damit einen wichtigen Bestandteil der Nahrungskette für Tiere in der Antarktis töte. Greenpeace-Sprecher Peter Bogart: „Der Krill geht ein; er springt buchstäblich aus dem Wasser. Vom Krill angelockte Wasservögel stürzen sich in den Ölteppich.“ Amtliche argentinische Stellen widersprachen dieser Darstellung.

Die argentinische Nachrichtenagentur 'Telam‘ meldete unter Berufung auf Marinekreise, die mit dem Schiff untergegangenen Treibstoffvorräte befänden sich in Stahlfässern, so daß ein Auslaufen „praktisch unmöglich“ sei. Für Donnerstag oder Freitag werden argentinische Bergungsschiffe am Unglücksort erwartet.

Die „Bahia Paraiso“ sollte Nachschub, darunter Düsentreibstoff, Benzin und Flaschengas, zur auf der Antarktis-Halbinsel befindlichen argentinischen Forschungsstation Esperanza bringen. Die Seeleute und Fahrgäste des Tankschiffs waren mit Booten zu der US -Forschungsstation evakuiert worden. Die meisten waren bis Dienstag von dort aus per Schiff oder Flugzeug nach Argentinien gebracht worden. 104 Seeleute sollten noch bis Donnerstag oder Freitag in der Station ausharren, die nur für höchstens 40 Insassen ausgelegt ist.

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