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Düsseldorfer taz-Büro durchsucht

Polizei suchte Beweismaterial wegen eines dokumentierten Telefonats zwischen den Stahlbossen Cromme und Kriwet / Das Gespräch hatte zu heftigen Reaktionen der Stahlarbeiter geführt  ■  Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Das Düsseldorfer Büro der taz ist gestern von Beamten des örtlichen 14.Kommissariats durchsucht worden. Laut Durchsuchungsbeschluß des Amtsgerichts Düsseldorf vom 18.Januar 1989 ging es bei der Polizeiaktion um die „Auffindung von Beweismitteln“, die für das Ermittlungsverfahren gegen taz-Journalisten wegen der Veröffentlichung eines illegal abgehörten Telefongespräches zwischen den beiden Stahlbossen Gerhard Cromme und Heinz Kriwet „von Bedeutung sind“. Die taz hatte das Gespräch am 9.April 1988 auszugsweise dokumentiert. Vor allem die Cromme -Behauptung, daß die Düsseldorfer Landesregierung in vertraulichen Gesprächen gefordert habe, das Stahlwerk in Rheinhausen „möglichst schnell“ zu schließen, weil dann der „Krach“ endlich weg sei, hatte seinerzeit bei den Stahlkochern zu heftigen Demonstrationen und Blockaden in Düsseldorf geführt.

Bei der Durchsuchung fanden die Beamten am Dienstag nichts. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des abgehörten Telefonats wurde inzwischen auch die presserechtlich verantwortliche Redakteurin der taz von der Berliner Polizei vorgeladen. Gegen den Chefredakteur der DKP-Zeitung 'UZ‘ ist, wie berichtet, inzwischen ein Strafbefehl in Höhe von 5.000 Mark ergangen.

Offenbar sind unterdessen auch die Anträge gegen die drei WDR-Journalisten, die nach dem Willen der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wegen Cromme 16.000 Mark Strafe zahlen sollen, entschieden. In einem Fall, so die wegen des Karnevals nur bedingt auskunftsfähige Kölner Justizpressestelle, sei ein Strafbefehl inzwischen ganz bestimmt ergangen.

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