: „Wally endgültig dicht
■ Aus der Bremerhavener Traditionskneipe soll ein Supermarkt werden / Vorverträge gestern abgeschlossen / Ehemaliger Pächter plant Neueröffnung an anderem Ort
Nun ist es endgültig: Die ehemalige Bremerhavener Jugendkneipe Wally in der „Alten Bürger“ bleibt geschlossen. Damit hat die alternative Scene in der Seestadt ihren wichtigsten Treff-und Kommunkationsort verloren. In dem mehrgeschossigen Haus im Zentrum Bremerhavens sollen jetzt 16 Wohnungen und ein Supermarkt entstehen. Ein entsprechender Vorvertrag ist nach Aussagen des Hausverwalters Hartz gestern abgeschlossen worden. Damit sind auch die Bemühungen der Initiative „Wally vor ever“ , den Jugendtreffpunkt in Bremerhaven zu erhalten, gescheitert.
Aus dem öffentlichen Interesse war das Wally schon seit einigen Wochen verschwunden, doch hinter den Kulissen hatte es intensive Verhandlungen gegeben. Nach den massiven Protesten gegen die unerwartete Schließung des Wally Ende letzten Jahres hatte Verwalter Hartz überraschend Offenheit auch für andere Nutzungsmöglichkeiten gezeigt. So bot er der spontan gegründeten Initiative zur Rettung der Jugendkneipe Unterstützung an. Als Bedingung für den Erhalt des Wally nannte er die Vorlage einer realistischen und ökonomisch vertretbaren Konzeption für die Bewirtschaftung des gesamten Hau
ses. Daran hatten die Mitglieder der Intiative „wally for ever“ in den letzten drei Wochen gearbeitet. „Das hat unsere gesamten Kräfte gebunden“, so Michael Frost, Mitglied des Wally-Komitees. „Deswegen hat es in den letzten Wochen auch keine weiteren konkreten Aktionen gegeben“.
Für die neuen Nutzer wären erhebliche finanzielle Investitionen erforderlich geworden. Die oberen Stockwerke des Gebäudes stehen seit Jahren leer und sind in einem entsprechenden Zustand, das Mobiliar des ehemaligen wally ist weg - „vom Bierzapfhahn bis zur Inneneinrichtung, wie Hartz sagt. Trotzdem konnte die Initiative erste Ergebnisse ihrer Arbeit vermelden. Danach sollte das Wally wie bisher weitergeführt und die oberen Etagen des Gebäudes an Verbände und Initiativen vermietet werden. Aussichtsreiche Gespräche hatte es unter anderem mit der Bremerhavener SDAJ und der freien Kulturinitiative„Roter Sand“ gegeben.
Doch die sind nun wieder abgesprungen. Begründung: Der neue Standort ist zu teuer. Damit sah nun auch die Initiative „wally for ever“ keine Möglichkeit mehr, die Kneipe am alten Ort zu erhalten. Dies teilte sie am Wochen
ende dem Hausverwalter Hartz mit. Trotzdem ist das „wally“ noch nicht tot. Der ehemalige Pächter, Meik Kaiser, plant eine Neueröffnung in der Rickmersstraße. Kenner der Scene gehen ohnehin davon aus, daß sich das „alternative Leben“ hierher verlagern wird. om
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