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Jugoslawien seit 1918

■ Sechs Republiken im Vielvölkerstaat / Religionen, Nationalitäten und Grenzen im Rückblick

Berlin (taz) - Der Vielvölkerstaat Jugoslawien ging nach Ende des Ersten Weltkrieges aus dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und dem Zerfall des Osmanischen Reiches hervor. Von den sechs Republiken, die seit 1945 in der Sozialistischen Föderativen Volksrepublik Jugoslawien, die auf das Königreich der Zwischenkriegszeit folgte, zusammengeschlossen sind, gehörten Slowenien und Kroatien, beide mit katholischer Bevölkerung, sowie Bosnien-Herzegowina (40 Prozent Bosnier und 32 Prozent Serben; katholisch, orthodox und islamisch) bis 1918 der Habsburger Doppelmonarchie an.

Von den drei südlichen Republiken waren Montenegro und Serbien, beide mit christlich-orthodoxer Bevölkerung, bis 1878 unter osmanischer Herrschaft und wurden dann unabhängig. Mazedonien, ebenfalls orthodox, blieb bis 1913 türkisch und fiel dann an Serbien. Innerhalb Serbiens - mit der Hauptstadt Belgrad traditionell stärkste und auch größte Teilrepublik - gibt es zwei autonome Provinzen: die Wojwodina (bis 1920 ungarisch) mit einer starken ungarischen Minderheit und Kosovo mit 85 Prozent (islamischen) Albanern, 13 Prozent Serben und zwei Prozent Montenegrinern.

Kosovo gehörte zum Osmanischen Reich, fiel nach dem Zweiten Balkankrieg 1913, als Albanien unabhängig wurde, an Serbien. 1968 erzwangen die Kosovo-Albaner nach Protesten und Streiks eine Teilautonomie, die 1974 verfassungsmäßig verankert wurde. Noch in diesem Monat will die Republik Serbien die Rechte ihrer beiden autonomen Provinzen einschränken. In Wojwodina kann sie dabei mit einer willfährigen Parteiführung rechnen, die auf Druck des serbischen Parteichefs erst eingesetzt wurde. Auch in Kosovo hievte Milosevic vor zwei Monaten einen neuen Parteichef an die Spitze, den proserbischen Albaner Rahman Morina, dessen Rücktritt die Albaner nach einer Woche Streik am Montag durchgesetzt haben.

thos

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