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Unternehmer kaufen sich frei

■ betr.: „Umweltschutz mit der Brieftasche“, taz vom 25.2.89

So wichtig und verdienstvoll alle Überlegungen sind, die sich mit den Möglichkeiten der Reduzierung von Umweltschäden befassen'so sehr muß davor gewarnt werden, in einer ökologischen Innovationsbesoffenheit allen plausibel klingenden Konzepten auf den Leim zu gehen. Der Vorschlag des UPI-Instituts in Heidelberg läuft doch bei Lichte betrachtet darauf hinaus, daß Umweltschäden schlichtweg monetarisiert werden; das heißt , wirtschaftlich potente Industrien können sich der Pflicht zum Umweltschutz durch Zahlung einer bestimmten Summe bzw. höherer Steuern entledigen. Umweltschutz behält somit nach wie vor ihre Beliebigkeit - wenn genügend „in der Brieftasche“ ist oder die Konkurrenzverhältnisse es erlauben, wird gezahlt und es geschieht nichts für die Umwelt.

Aktuelle Vorläufer gibt es genügend: auch gesundheitliche Risiken im Arbeits- und Produktionsprozeß werden den Betroffenen immer noch mit Hilfe eines Dschungels von Zulagen und Zuschlägen „versüßt“ und damit materiell (also quantitativ) entgolten - an den krankmachenden Zuständen ändert sich aber nichts. Gleiches gilt für die Beschäftigungspflichtquote für Schwerbehinderte: auch hier kaufen sich die Unternehmer von der Einstellung eines Schwerbehinderten eher frei, als daß sie sich zur Einhaltung dieser Quote genötigt sehen.

Ich denke deshalb, daß eine Wahlmöglichkeit in diesem sensiblen sozial- und umweltpolitischen Bereich immer der kapitalistischen Rationalität den Vorrang gibt, und die hat sich bisher in den seltensten Fällen am Sinnvollen und gesellschaftlich Notwendigen orientiert.

Wolf D. Klatt

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