: 75 Minuten Literatur
■ „Das Literarische Quartett“ um 22.10 Uhr im ZDF
Den Ton gibt er an, unser Lautester, der 68jährige literarische Entertainer des bundesdeutschen Feuilletons: Marcel Reich-Ranicki, der gerade sein Zepter als Kulturchef bei der 'FAZ‘ an Frank Schirrmacher abgegeben hat. Wie kein anderer Kritikaster hat „MRR“ Einfluß genommen auf die Literaturszene. Ob er nun den Bändchen von Frau Dr.Hahn zu hohen Auflagen verhalf oder literarische Weltenbauer (Martin Walser, Peter Handke) nicht müde wurde zu zertrümmern oder mit schöner Regelmäßigkeit Koeppens großen Roman einforderte - egal, er war immer dabei.
Nun hat er sein Terrain erweitert, das heißt, bereits viermal im letzten Jahr ist er mit seinen Kollegen, das sind drei Männer und eine Frau, in die Arena der öffentlich -rechtlichen Literaturkritik gestiegen. Sigrid Löffler, vom österreichischen Wochenblatt 'Profil‘, Hellmuth Karasek, Kulturchef beim 'Spiegel‘ und Jürgen Busche, einst 'FAZ‘, jetzt Kulturchef der 'Hamburger Morgenpost‘.
Das Echo der bisherigen Sendungen war erwartungsgemäß bei der Kritik größer als beim Zuschauer, so lauschten der vornehmen Literatenrunde im Schnitt 980.000 Zuschauer, das ist eine Einschaltqote von vier Prozent. Johannes Willms, als Aspekte-Chef auch für das Literarische Quartett zuständig, ist mit dieser Quote nur bedingt zufrieden. Doch will er diese Sendung nicht durch publikumswirksamen Schnickschnack aufmotzen: „Ich habe einen Horror vor All -Parteien-Interessen-Koalitionen, die Konfliktlosigkeit garantieren sollen.“
Eines allerdings ist völlig unklar: Warum sitzen auffallend mehr Frauen als Männer - das Verhältnis ist 60 : 40 - vor der Glotze, wenn zu später Stunde Marcel Reich-Ranicki fragt: „Was will ich damit sagen?“
ks
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen