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Derbe Hausmannskost-betr.: "Hessische CDU unter brauner Flagge", taz vom 6.3.89

betr.: „Hessische CDU

unter brauner Flagge“,

taz vom 6.3.89

„Man nehme grob gewürfelten (CDU-)Speck und scharfe (CSU -)Zwiebel aus bayerischen Landen, dünste diese in einer gußeisernen schwarzen Pfanne auf stark erhitzter Herdplatte und vermenge das Ganze unter heftigem Umrühren mit einer aus der Instantpackung mit unbegrenztem Haltbarkeitsdatum vorgefertigten braunen Soße.“

Dieses Rezept, derber Hausmannskost, - Nationalgericht deutschvölkischer Konsumenten schon in den Jahren 1929-1932

-, im Norden zumeist mit Pellkartoffeln, im Süden mit Knödeln serviert, gehört auch heute noch zu den Gaumenfreuden zahlreicher nationalkonservativer Kostgänger.

Nur bei ihren „Bildungsreisen“ in ferne Länder verwandeln sich diese dann vier Wochen lang in weltoffene Globetrotter und bewundern die großen Kulturen anderer Völker, die freundlichen Menschen'denen sie begegnen, überschwenglich schwärmen sie von den exotischen Gaumenfreuden.

Zurückgekehrt und angesichts der Tatsache, daß in unserem Land schon seit geraumer Zeit eine Gesellschaft multikulturellen Charakters zusammenlebt, was sich besonders in Schulen und Betrieben, in einer internationalen Gastronomie und auch in anderen Bereichen des Sich-Begegnens nachweisen läßt, verfallen sie wieder in ihren alten „deutschtümelnden“ Trott. In erschreckendem Maße identifizieren sie sich dann mit ausländerfeindlicher und unmenschlicher Politik, die in einen menschenbedrohenden Nationalismus münden könnte.

Diese latente Ausländerfeindlichkeit in weiten Teilen der bundesrepublikanischen Bevölkerung - angeheizt von gewissen Kreisen -, ist das Ergebnis einer langjährigen erzkonservativen Politik, die bewirkt hat, daß unsere ausländischen MitbürgerInnen menschenunwürdig behandelt und nicht gemäß den Menschenrechten integriert werden, so wie es die europäische Menschenrechtskonvention und die UNO-Charta postuliert, und es a priori einem europäisch ausgerichteten, demokratischen, sozialen Rechtsstaat gebührt.

Karl Heinz Klaiber alias David Grünspitz, Würzburg

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