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Hessenwahl öffentlich-rechtlich: njet

 ■ S T A N D B I L D

(Sonntag, 12.3., ARD- und ZDF-Nachtprogramm) Da las man all -überall, wie bedeutsam diese Wahl in Hessen, speziell die in Frankfurt, der Finanzmetropole Europas, sei. Man hörte von der internationalen Beachtung, die diese Wahl fände, und davon, daß TV-Teams aus London und Ost-Berlin, Korrespondenten vieler in- und ausländischer Zeitungen sich für den Wahlabend in Frankfurt angemeldet hatten. Durch Berichte in 'Spiegel‘, 'Zeit‘, 'Stern‘ und anderen überregionalen Tageszeitungen sowie durchs Fernsehen war das Interesse geweckt an einer Wahl, die vor zwölf Jahren das Ende des „Roten Römers“ gebracht hatte und die der Ablösung der sozial-liberalen Koalition in Bonn vorangegangen war.

Was aber geschah nun am Sonntag abend, um den öffentlich -rechtlichen Kanälen zu diesem Ereignis Rechnung zu tragen? Womit sollte das Interesse, das man selbst geweckt hatte, gestillt werden? Mit einer Sondersendung Frankfurt hat gewählt etwa, mit einer Live-Diskussion, die den unterlegenen Brück und den siegreichen Hauff, die jubelnden Grünen, aber auch die siegreichen Parteigänger der NPD vor die Kamera gebracht hätte. Von alledem nichts. Absolut nichts, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als der Kritiker ermüdet den Kasten abstellte. Der informationshungrige Zuschauer war auf die verstreuten Nachrichtensendungen verwiesen, ansonsten ging alles seinen sonntäglichen Fernsehabend-Gang. Grand Prix und 2010, Sport, Kunst und Musik. Wer heiß auf Hessen war, auf News aus Frankfurt, war ständig auf der Suche: ein kleines Interview hier, eine kleine Hochrechnung dort, ja nicht die nächste Heute -Sendung verpassen usw.

Bleibt anzumerken, daß es diesmal das ZDF war, das in seinen Spätnachrichten die Nase vorn hatte. Das lag nun weniger an der Elektronik - der ARD-Moderator bemühte sich brav, im Stil der fünfziger Jahre, die neuesten Daten auf einer Stelltafel zu interpretieren (da sind wir mit verschiedenfarbigen Computergraphiken, die die Verlust- und Gewinnrechnungen illustrieren, doch schon etwas Besseres gewohnt) - als daran, daß sie den besiegten Brück und den ratlosen Wallmann ins Bild brachten, das heißt den Nachrichten von der Wahl mehr Aufmerksamkeit schenkten. Eine kleine Sondersendung hätte den Öffentlich-Rechtlichen gemäß ihrer Informationspflicht gut zu Gesicht gestanden.

ks

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