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Kaffee gegen Faschismus

■ Erstes Bremer „Antifa-Cafe“ öffnet im April seine Pforten / Mit Kultur und Politik den Erfahrungsaustausch anregen / Konkrete Taten statt weinerlichen Protests

Als Antwort auf die zunehmende Ausländerfeindlichkeit und die jüngsten Wahlerfolge rechter Parteien hat sich in der Bremer Antifa- (schistischen) und Ausländerarbeit in den letzten Monaten einiges bewegt - besonders unterhalb der offiziellen politischen Ebene. Da haben sich örtliche

Freundeskreise gebildet, die die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen und Einwanderern suchen und ihnen Hilfe anbieten. Initiativen betreiben die Auseinandersetzung mit Rassismus oder organisieren Kampagnen für das Ausländerwahlrecht, Betriebsräte setzen sich für gleiche Rechte ih

rer ausländischen KolegInnen ein. Allerdings arbeiteten diese Gruppen bisher oft isoliert. Das soll jetzt anders werden: Ende April wird in den Räumen der Naturfreunde -Jugend in der Buchstraße 12 ein „Antifa-Cafe“ seine Pforten öffnen. Immer Sonntags sollen hier zwischen 17.00 und 24.00 Uhr Ausstellungen und musikalische, kulturelle und politischen Veranstaltungen den Aktiven den Rahmen für einen Informations- und Erfahrungsaustausch bieten. Alle Gruppen können hier ihre Informationsmaterialien auslegen. „Damit erhalten wir in Bremen endlich eine zentrale Informationsbörse zu den Themen Faschismus, Rassismus und Sexismus“, freut sich Günter Kahrs, Mit-Initiator des Projekts. Kahrs sieht im Vorfeld der Europawahl eine besondere Sensibilität für Ausländerfragen und großes Interesse an einer selbstorganisierten Arbeit

Die Idee zu einem Antifa-Cafe in Bremen entstand auf der bundesweiten Aktionskonferenz gegen Neofaschismus und Rassismus Ende Januar in der Hansestadt. Dort war das von Bremer Antifa-Gruppen betriebene Kongress-Cafe zu einem gutbesuchten Anlaufpunkt und offenem Forum geworden. An den Planungen für ein Cafe in der Buchstraße sind jetzt auch Parteien, SchülerInneninitiativen und Gruppen aus der autonomen Szene beteiligt. Dies ist aber nur ein erster Schritt. Nach dem Willen der InitiatorInnen soll es bald in allen Bremer Stadtteilen derartige Treffpunkte geben.

Für den 19. April ist eine Auftaktkundgebung geplant, auf der die bisherige Praxis der Antifa

Arbeit kritisch hinterfragt und die Mängel in der Einwanderer- und Flüchtlingsarbeit analysiert werden sollen. „Wir müssen vom ritualisierten und pädagogischen Antifaschismus wegkommen, das Helfersyndrom ablegen und die Bedingungen verändern, die Diskriminierung und Rassismus entstehen lassen“, fordert Günter Kahrs. Da helfe nicht „weinerliche Protesthaltung“, sondern konkrete Aktivitäten. Die sieht er beispielsweise, wenn SchülerInnen sich nicht mit einer theoretischen Behandlung der Ausländer-und Flüchtlingsthematik zufriedengeben und ausländische MitbürgerInnen in den Untericht einbeziehen. „Da wird Unterricht realistisch, die Menschen nehmen sich ernst und lernen voneinander“, so Kahrs. Diese SchülerInnen arbeiten jetzt an einer Broschüre über Flüchtlingsfragen und haben einen Nachhilfeunterricht für ausländische Kinder initiiert.

Über den Erfahrungsaustausch in dem Cafe sollen weitere konkrete Projekte dieser Art entstehen. Kahrs‘ simples Motto: „Das ist, als wenn Du einen Stein ins Wasser wirfst. Der schlägt Wellen. Und wir setzen eben ein Antifa-Cafe direkt in die Stadt.“ Kahrs hofft, daß hier auch Leute angesprochen werden, die bisher noch nicht in diesem Bereich arbeiten. Und er weiß noch einen weiteren Grund für den Standort des geplanten Cafes: „Der ist unmittelbar hinter einer Polizeiwache und von dort aus schnell nur zu Fuß zu erreichen. Einen Einsatz ohne Peterwagen kann ich mir bei dem bürokratischen Polizeiapparat aber gar nicht vorstellen.“ om

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