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Frühschoppen bei Waldau

■ Theater-Frühschoppen im Ernst-Waldau-Theater / Weil der Bremer Kunst- senator Horst-Werner Franke kam, war sich nicht zu fein, auch über Geld zu reden

Von den sogenannten großen Bremer Tageszeitungen in gewohnter Ignoranz übergangen fand am Sonntags vormittag ein Theater-Frühschoppen statt, der inzwischen schon etwas Tradition hat: Einmal im Monat sind alle diejenigen eingeladen, die in Bremen und umzu im weitesten Sinne et

was mit Theater beruflich zu tun haben: die großen und die kleinen Bühnen, Gruppen und Personen, mit und ohne Subventionen.

Eingeladen hatte wie immer das Ernst-Waldau-Theater in Walle, und diesmal kamen sie zahlreich, die Eingeladenen, hatte doch Senator Franke seine Teilnahme zugesagt. Auch er kam und kümmerte sich persönlich um den Teil „Theater“ seines Aufgabenbereiches.

Man war sich nicht zu fein, auch über Geld zu reden, aber das blieb in Grenzen. Hier und da sind kostspielige Um- und Sanierungsarbeiten angesagt, und auch das Verhältnis von hoch- und zu wenig subventioniertem Theater wurde thematisiert. Daß es Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen den Theatern gibt, z.B. bei der gegenseitigen Hilfe im Kostüm-Ausleih zwischen Bremen und Bremerhaven, war den Theater-Leuten allgemein bekannt, wurde aber von Franke mit ungläubigem Staunen zur Kenntnis genommen. Er versprach, sich über seine Einflußmöglichkeiten im Aufsichtsrat darum zu kümmern.

Breiten Raum nahm die Frage ein, wie man die Bremer Geschäftswelt und die Bremer Theaterwelt zusammenbringen

könnte. Da gibt es ein erhebliches gegenseitiges Interesse und es ist auch Geld locker, aber die kommerziellen Einrichtungen, die der Geschäftswelt publikumsanlockende Kultur vermitteln, haben bisher versagt. Ihnen liegen Theater, Kleinkunstgruppen und Nachwuchsförderung offenbar

nicht sehr am Herzen. Oder ihnen fehlt einfach der Draht dazu.

Franke sah durchaus die Notwendigkeit, dort Koordinationsmöglichkeiten herzustellen, redete aber an dieser Stelle der Marktwirtschaft das Wort. Er plädierte dafür, daß die Leute in Eigenverantwortung machen, deren Existenz nur gesichert ist, solange der Laden läuft: „Wenn ich die zu einem Referat in meinem Hause mache, und die erstmal einen Beamtenposten haben, interessiert sie das nicht mehr. Da habt ihr dann auch nichts von.“

Zum Schluß wurde er darauf aufmerksam gemacht, daß nicht nur er im Bremer Westen Kulturpolitik macht, sondern auch sein Kollege Innensenator. Der läßt ddurch seine Ordnungshbehörde den Findorffer, eine beliebte Kleinkunstbühne, die bei Leuten aus ganz Bremen lebhaften Zuspruch gefunden hatte (und eine Lieblingsbühne des taz -Korrespondenten), einfach schließen, weil ein mäkeliger Nachbar sich beschwert hat. Wird er diese Möglichzkeit nutzen, ein winziges Stück Kulturpolitik zu machen? Berni Kelb / taz-Korresponden

aus Findorff/Wall

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