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Senatsdirektor auf 3 Riesen

■ Stellvertreter von Bausenator Kunick will aus den Kinder-Möbeln raus 2.09-Meter-Mann kriegt: „Stoll-Drehsessel, Leder braun“ für 3.000 Mark

Senatsdirektor Manfred Osthaus, Stellvertreter von Bremens Bausenator Konrad Kunick, ist zweifellos ein Politiker von außergewöhnlichem Format. In Zahlen

ausgedrückt: Der Senatsdirektor mißt exakt 2.09 Meter und könnte, wenn er wollte, was er nicht will, Bremens Bürgermeister Henning Scherf relativ mühelos auf den Kopf spucken.

Nun haben es Menschen von solch ausladenden körperlichen Dimensionen nicht nur allgemein im Leben besonders schwer, wie z.B. der „Club langer Menschen“ weiß, der seit Jahren erfolglos für Steuervergünstigungen für übergroß Geratene kämpft. (Manfred Osthaus z.B. trägt seine Maßanzüge auch nicht aus Eitelkeit, sondern aus Erfahrung einer beschränkten Konfektions-Größen-Palette.) In Sonderheit leiden große Politiker auch in ihren Amtsstuben. Manfred Osthaus weiß dazu einen einleuchtenden Vergleich, der auch der durchschnittlichen KonfektionsgrößenträgerIn sinnfällig macht, was „Übergröße im Normbüro“ bedeutet: „Stellen Sie sich mal vor, Sie müßten 10 Stunden täglich auf Kinderstühlchen arbeiten“. Und, fährt Osthaus in der Beschreibung seines ganz privaten Leidenswegs seit seinem Amtsantritt in Bremen fort: „Sie sollten mal meine Knie sehen, die sehen aus, als würde ich den ganzen Tag darauf rumrutschen.“

Das soll ein Bremer Senatsdi

rektor nun zweifelsohne nicht, nicht einmal vor seinem Senator. Für Manfred Osthaus ist deswegen auf Abhilfe gesonnen, und für die sorgt erstens: Osthaus selbst, zweitens die zentrale Abteilung für das Beschaffungswesen von Büromöbeln und drittens die Bremer Büroausstattungsfirma „Messerknecht“. Ihr liegt jetzt ein Auftrag des „Senators für das Bauwesen, Herr Osthaus“ für einen „Stoll-Drehsessel 798 H6 N6 AM, Leder braun“ zum „einmaligen Sonderpreis“ von 3.000 Mark vor. Ein Super-Sonder-Billigangebot, wie Messerknecht-Prokurist Wolfgang Wohllebe versichert, und nur deshalb möglich, weil das wuchtige Büromöbel seit Jahren nicht auf KaufinteressentInnen-Gegenliebe zu stoßen. Wohllebe: „Herr Osthaus sitzt da sozusagen in einem Mercedes -Benz zum Preis eines Opel-Rekord.“

Mercedes hin, 2.09 Meteer her - zuständig für den senatsdirektoren-probegesessenen und für gut befundenen Sonderpreis-Sessel bleibt in Bremen die Zentrale Senats -Möbel-Beschaffungsstelle und die hat nicht nur ihre Richtlinien, sondern auch ihre Probleme. Zum Beispiel ist der Etat für Büro-Renovierungen so klein, daß für fällige Neuanstri

che häufig nur noch Pinsel und Farbe bewilligt werden können, malen müssen die Beamten damit selbst. Analog gilt bei der Beschaffung von Büromöbeln der Grundsatz: Auszugehen ist von einer Durchschnitts-Standard-Ausstattung, auf die je nach Amtswürde und persönlicher Größe Preiszuschläge zu bewilligen sind. Und, weiß Bremens oberster Möbelbeschaffer, Werner Hamann, ein einfacher Bürostuhl nach DIN-Norm und mit kreuzschonender Synchron-Mechanik kostet heute schon an die 1.000 Mark: „Wenn Sie da Übergrößen-Zuschlag und Amts-Titel draufrechnen, liegt Herr Osthaus in durchaus üblichen Größenordnungen.“

Der allerdings will Bremens SteuerzahlerInnen keinesfalls mit seiner Übergröße überbeanspruchen, sondern die Differenz zwischen Ist-Preis und Richtlinien-Preis „selbstverständlich aus eigener Tasche bezahlen“. Osthaus: „Ich lasse mir nichts schenken. Ich habe mein ganzes Leben für meine Größe dazubezahlt.“ Nur eine Sorge treibt den Senatsdirektor um: Daß er mit seinen 2.09 m auch seine Nachfahren noch behelligen muß: „Die müssen dann einen Sarg mit Übergröße bestellen.“

K.S.

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