: Kippt das Steinhuder Meer?
■ NaturschützerInnen fordern konzertierte Aktion und Forschungsstation zur Rettung
Das Steinhuder Meer droht nach Ansicht von NaturschützerInnen „umzukippen“. „Das gesamte Gleichgewicht des Gewässers stimmt nicht mehr“, sagte der Naturschutzbeauftragte von Wunstorf, Günther Wollenzien. Der Naturschutzbeauftragte des Landkreises Hannover, Karl-Heinz Nagel, sieht den von Feldern in den Binnensee gespülten Dünger als eine Ursache des Fisch- und Pflanzensterbens an. Wollenzien und Nagel fordern von der niedersächsischen Landesregierung eine konzertierte Aktion zur Rettung des Steinhuder Meeres. Eine Forschungsstation müsse eingerichtet werden, die vor allem Hinweise zur Vermeidung der Verschmutzung liefert. Dieses Projekt „muß aber gleich angegangen werden“, sagte Wollenzien.
Ein Problem sei das zunehmende Algenwachstum, sagten die Naturschützer. Vor allem in warmen Sommern nähmen die Pflanzen Fischen Sauerstoff und anderen Wasserpflanzen Licht weg. Wollenzien entdeckte zudem vor allem im östlichen Abschnitt des Sees „riesige Schlammbänke“. Dort bildeten sich Botulismus-Bakterien, mit denen sich Tiere infizierten. Dies führe zu Lähmungen der Zunge, der Atemwege und des Halses. „Der Kopf fällt ins Wasser, und die Tiere ertrinken“, sagte Wollenzien, „an Land ersticken sie. Der grausame Tod kann manchmal zwei bis drei Tage dauern.“ Im vergangenen Jahr seien etwa 40 Tiere verendet, darunter junge Schwäne und Enten. Da mit einer Dunkelziffer zu rechnen sei, „kann man diese Zahl ruhig verdoppeln“. Nach den Erfahrungen Nagels gehen durch die Algen auch „etliche Prozente an Fische drauf“. Allein am Westufer seien im Sommer 1986 rund 150 Kilo Fisch erstickt. Im nordöstlichen Teil seien zur gleichen Zeit mehrere hundert Tiere verendet, darunter Taucher, Enten und Schwäne.
Der Geschäftsführer des Naturparks Steinhuder Meer sprach sich ebenfalls für eine Forschungsstation aus. Diese sei für das „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“ notwendig. dp
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen