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Exxon schickt Putzkolonne nach Alaska

■ Der Konzern glaubt mit Schwaden heißen und kalten Wassers die Umweltkatastrophe zu bannen / 4.000 Helfer gegen 40.000 Tonnen Öl

Valdez, Berlin (dpa/wps/taz) - 4.000 Mitarbeiter will der Exxon-Konzern einsetzen, um die ölverschmutzten Küstenstreifen am Prinz-William-Sund reinigen zu lassen. Die Mutterfirma von Esso, deren Supertanker „Exxon Valdez“ 40.000 Tonnen Öl verlor, als er am 24. März auf ein Riff auflief, legte nach langem Drängen am Wochenende der US -Regierung einen Säuberungsplan vor. Die Säuberungskolonnen sollen sich danach nur auf die rund 564 Kilometer Strände und felsigen Ufern entlang des Sundes konzentrieren. In dem Plan wird nicht darauf eingegangen, wie das auf dem Wasser treibende Öl beseitigt werden könnte.

An den Küsten des Sundes sind bisher nach Exxon-Schätzungen rund zwölf Prozent der insgesamt ausgelaufenen Öls angeschwemmt worden. Die Säuberungsaktion soll spätestens am 11. Juni beginnen. Sie muß bis etwa Mitte September beendet sein, weil danach das Wetter im hohen Norden zu schlecht wird, um die Reinigungsarbeiten fortzusetzen. Die etwa 4.000 Helfer müßten damit pro Tag mehr als drei Kilometer Uferstrecke säubern.

Die betroffenen Küstenstreifen sind laut Experten zur Zeit von mindestens acht Tonnen Öl pro Kilometer verschmutzt. Nach den Vorstellungen von Exxon sollen Strände unter geringem Druck mit kaltem Wasser geflutet werden, um die klebrige Ölschicht ins Meer zu spülen. Felsige Küstenstreifen sollen unter hohem Druck mit heißem Wasser abgestrahlt werden. Die Saubermänner werden dabei weitere Schäden anrichten, denn durch die Aktion werden Kleinstorganismen am Ufer vernichtet.

Für die in den nächsten Tagen erwarteten Millionen von Zugvögeln, Möwen, Taucher, Enten und über 25 andere Arten von Vögeln wird dieser Reinigungsversuch allerdings zu spät kommen. Natur- und Tierschützer befürchten, der Sund könnte für sie zu einem öligen Grab werden. Nach Angaben der Fisch und Wildbehörde Alaskas machen etwa elf Millionen Vögel auf dem Flug zu Brutplätzen an Alaskas Küsten Station im Prinz -William-Sund. Die Öllachen breiteten sich auch am Montag weiter aus. Rund 500 Kilometer von der Unglücksstelle entfernt schwappten Öllachen an die Küsten des Katmai -Nationalparks.

Immerhin will die Ölgesellschaft 15 Millionen Dollar springen lassen, um die Kosten und Folgen der Katastrophe für die Natur und Tierwelt zu studieren. Darüber hinaus hat die Gesellschaft in Valdez ein Büro eröffnet, wo Geschädigte Ansprüche anmelden können. Die Ölverbraucher können allerdings von Glück reden, daß die Millionen von betroffenen Tieren keine Schadensansprüche stellen können. Sonst würde Öl nicht nur in den USA unerschwinglich werden. Denn natürlich werden die Kosten für die Aufräumarbeiten und die Entschädigungszahlungen auf die Verbraucher abgewälzt. Der für die Aufräumarbeiten zuständige Exxon-Direktor Don Cornett sagte in Valdez, die Kosten seien ein Geschäftsaufwand wie alle anderen auch und würden entsprechend umgelegt. Die Preisentwicklung gibt ihm recht: In den drei Wochen seit dem Unfall sind die Ölpreise in den USA um 19 Pfennig gestiegen. Bis Ende Sommer erwarten Experten einen weiteren Anstieg von bis zu 40 Pfennig in Kalifornien, wo der Löwenanteil des Alaska-Öls verbraucht wird. Der Ölpreis stieg aber auch durch eine Anhebung des Ölpreises auf dem Weltmarkt vor einigen Monaten.

mf

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