: Nähmaschinen gegen Apartheid
■ Senator Franke ließ 200 alte Nähmaschinen sammeln / Aktionsbündnis veranstaltet großes Solidaritätskonzert mit „Jonas Gwangwa & African Explosion“
Daß ein Bildungssenator nicht nur theoretische Kenntnisse hat, sondern durchaus auch ein Mann der praktischen Tat sein kann, hat Horst-Werner Franke bewiesen. Als er im vergangenen Monat an einer Tagung „Erziehung gegen Apartheid“ in Simbabwe teilgenommen hatte, war in seinem Rückreisegepäck neben vielen Eindrücken und Erfahrungen auch die Idee zu einem konkreten Hilfsprojekt: In den Bremer Haushalten sollten alle noch funktionsfähigen mechanischen Nähmaschinen, die dort nicht mehr gebraucht werden, gesammelt und nach Simbabwe geschickt werden. Bei einem solchen Projekt waren in Berlin vor kurzem zehn Nähmaschinen zusammen
gekommen. Von Bremen aus wird nun ein erheblich größeres Paket in Richtung Simbabwe auf Reisen gehen. „200 Maschinen sind bisher bei uns eingegangen“, schätzt Gerlinde Wiegand, Pressesprecherin des Bildungsenators.
Der Spendenaufruf sei auf große Resonanz gestoßen, sogar ganze Schulklassen hätten sich an der Sammelaktion beteiligt. Und die Geräte sind durchweg gut erhalten. „Die Leute haben bei uns nicht ihren Müll abgeliefert, sondern sehr bewußt gespendet“, sagt Wiegand. „Die Maschinen sind alle noch brauchbar.“ Trotzdem werden sie nun noch einmal generalüberholt und für die klimatischen Bedingungen in Sim
babwe ausgerüstet. Zum Beispiel kann wegen der Hitze dort nur Spezialöl verwendet werden.
Die Maschinen sollen in Dörfern in Simbabwe eingesetzt werden. „Hilfe zur Selbsthilfe“ heißt das Prinzip. Den Menschen soll der Umgang mit den Nähmaschinen beigebracht werden. Damit werden sie in die Lage versetzt, in eigenständiger Arbeit die dringend gebrauchte Kleidung selbst zu nähen.
Derselbe Grundgedanke steckt in einem größeren Projekt, das derzeit in Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, entsteht. Es ist ein Multi-Activity-Centre des ANC. Heute besteht es aus einer Nähwerkstatt, die zu einem größeren Nähbetrieb ausgebaut werden
soll. Weitere Werkstätten sollen später hinzukommen. Hier sollen mit einfachen Mitteln Produkte und Dienstleistungen für die Flüchtlinge aus Südafrika erstellt werden. Das Zentrum soll nach seiner Fertigstellung mehreren hundert Frauen des ANC Arbeit geben.
Diesem Projekt soll der Erlös einer großen Veranstaltung zugute kommen, die das Bremer Aktionsbündnis gegen Apartheid am kommenden Donnerstag in der HFT veranstaltet. Für die Musik sorgt die südafrikanische Gruppe Jonas Gwangwa & Africa Explosion. Für Grußworte konnte unter anderem auch ein Praktiker gewonnen werden: Bildungssenator Franke. om
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