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Packt den Tiger...

Auch der Ölkonzern Exxon wird nach der Katastrophe in Alaska boykottiert  ■  Aus Santa Cruz Gregor Freund

Vier Wochen nach dem katastrophalen Tankerunglück in Alaska haben Umweltschützer in den Vereinigten Staaten dem Verursacher Exxon den Kampf angesagt. Sie bereiten einen großangelgten Boykott des Ölkonzerns vor. Initiator ist unter anderem die „Citizen Action“, eine Vereinigung von Bürgerrechtsorganisationen mit über zwei Millionen Mitgliedern. Sie planen einen Boykott von Exxon-Tankstellen, fordern dazu auf, Exxon-Kreditkarten zurückzugeben und wollen Demonstrationen organisieren.

Auch das Wochenblatt 'Village Voice‘ hat sich dem Aufruf angeschlossen. In einem Leitartikel wird Exxon vorgeworfen, Millionen für Lobbyisten ausgegeben zu haben, um Umweltgesetze zu verhindern oder einzuschränken, während die Mittel für Schutzmaßnahmen vor Ölkatastrophen reduziert wurden. 'Village Voice‘ ruft dazu auf, Exxon-Kreditkarten in ölgefüllten Plastikbeuteln an die Firma zurückzusenden. „Einige tausend Beutel mit zerstörten, ölgeschwärzten Karten im Postraum könnten vielleicht die Aufmerksamkeit dieses unsensiblen Firmenmonsters erwecken.“

Der Gründer der US-Verbraucherschutzorganisationen und deren prominentester Vertreter Ralph Nader plant, auf einer Pressekonferenz nächste Woche seine Unterstützung für den Boykott deutlich zu machen. Nader hat sich in der Vergangenheit mehrmals erfolgreich mit Großkonzernen angelegt. So hatte er vor einem Jahr mit einem Volksentscheid die Autoversicherungen in Kalifornien zu einer Reduzierung der Prämien und Offenlegung ihrer Bücher gezwungen. Selbst der Exxon-Sprecher räumte ein, Naders Reputation sei für den Konzern ein großes Problem: „Nader hat eine große Organisation, und seine Unterstützung des Boykotts könnte Exxons Profite erheblich beeinflussen.“

Noch geben sich die Exxon-Bosse siegessicher: Der Vorsitzende Lawrence Rawl versicherte, daß die Profite von dem Tankerunglück im Prinz-William-Sund nicht beeinflußt würden. Über fünf Milliarden Dollar waren es im letzten Jahr.

Zudem weigert sich der Ölkonzern, für Schäden einzustehen, die nicht direkte materielle Folgen haben und daher von Versicherungen nicht abgedeckt werden. So ist Exxon nicht auf die Forderung eingegangen, unabhängige Stiftungen zum Umweltschutz als Wiedergutmachung einzurichten.

Der Boykottaufruf gegen Exxon ist unter Umweltschutzgruppen nicht ganz unumstritten. Eine Sprecherin von Greenpeace sagte der taz, daß man dem Boykott mit Sympathie gegenüberstände, aber der Boykott vom eigentlichen Kernproblem ablenke: „Die anderen Ölkonzerne sind nicht besser als Exxon. Wir müssen Maßnahmen zur Energieeinsparung ergreifen und alternative Energieformen fördern und nicht unseren Ölverbrauch von einer Firma zur anderen umleiten.“

Exxon reagiert nervös auf den drohenden Boykott. Gegenüber der taz räumte ein Pressesprecher des Ölkonzerns ein, daß bereits 6.000 Kreditkarten an Exxon aus Protest zurückgesandt wurden. Er verweist darauf, daß ein Boykott hauptsächlich die Tankstellenbesitzer treffen würde. Auf die Forderungen nach Umweltschutzstiftungen angesprochen, meinte er nur, daß alle legitimen Schadensansprüche erfüllt wurden.

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