Frankreich entdeckt die Antarktis

■ Regierung will Veto gegen Rohstoffabkommen einlegen Meeresbiologe Cousteau sammelte 200.000 Proteststimmen

Paris (afp/taz) - Frankreich wird die Wellington-Konvention über die Ausbeutung der Bodenschätze der Antarktis in ihrer bisher vorliegenden Form nicht unterzeichnen und verlangt eine Wiederaufnahme der Verhandlungen. Dies erklärte der französische Premierminister Michel Rocard am Donnerstag abend im französischen Fernsehen. Gleichzeitig wertete er die Konvention aber als letztlich unumgänglich, da das derzeitige „juristische Vakuum“ eine noch größere Gefahr für die Zukunft des Südpolargebiets bedeute. Diese Position des notwendigen kleineren Übels wird immer wieder betont. Mit einem rentablen Rohstoffabbau könne erst weit nach dem Jahr 2000 gerechnet werden. Im ewigen Eis sollen riesige Vorkommen an Erdöl, Kohle und Schwermetallen schlummern.

Die französische Regierung - noch jüngst wegen der Sprengung von Pinguinkolonien vor ihrer antarktischen Forschungsstation Dumont D'Urville scharf kritisiert - muß offenbar der neuen grünen Welle im Land Rechnung tragen. Im Licht der Tankerkatastrophe vor Alaska wächst der Widerstand der Öffentlichkeit gegen die Konvention, die nach Ansicht von Umweltschutzorganisationen irreparable Schäden für das hochsensible Ökosystem des letzten unberührten Kontinents der Welt mit sich bringen würde.

Maßgeblichen Einfluß auf die Haltung der Regierung dürfte auch die Umweltstiftung des Meeresbiologen Jacques-Yves Cousteau gehabt haben, die im Rahmen einer Petition bereits über 200.000 Unterschriften gegen die Konvention sammelte. Cousteau wie auch Greenpeace wollen den sechsten Kontinent zu einem „Weltnaturpark“ deklarieren.

Die Konvention, die vergangenen Juni im neuseeländischen Wellington nach jahrelangem Ringen ausgehandelt worden war, muß von 16 der 20 Vertragsstaaten unterzeichnet werden. Neben Frankreich hat auch Australien ein Veto eingelegt. Bisher wurde das Dokument von zehn Staaten ratifiziert, darunter von den USA und der UdSSR. Die Unterschrift Bonns steht noch aus.

AS