: MVA für Nordenham?
■ In der Industriestadt will sich ein breites Bündnis gegen weitere Umweltbelastungen durch den Bau einer MVA wehren
„Wer hat, dem wird gegeben.“ In seiner Einschätzung zur Chance Nordenhams, Standort einer Müllverbrennungsanlage für den regierungsbezirk Weser-Ems zu werden, griff Michael Baumgarrt auf einen Spruch aus der Bibel zurück. Nach Auffasung des Chemikers vom EPEA-Umweltinstitut in Hamburg wird der Abfall aus dem Nordwesten Niedersachsens in den kommenden Jahren möglicherweise in dei Industriestadt an der Unterweser gefahren. Dann, so die Befürchtung werdedie nördliche Wesermarsch durch Dioxine und andere gefährliche Giften belastet.
Nordenham ist neben der ebenfalls an der Weser gelegenen Stadt Elsfleth einer der möglichen Standorte für eine Verbrennungsanlage im Bezirk. Der Platz ist da. Ende Mai 1989 macht der Düngemittelhersteller Guano dicht, und mit Kronos Titan gibt es einen potemtiellen Abnehmer für die Prozeßwärme. In Nordenham, wo die Menschen bereits genügend Erfahrung mit den Folgen der Schwerindustrie sammeln konnten, regt sich der Widerstand. Der Chemiker Braungart informierte
über MVAs und deren Folgen auf einer Veranstaltung, die von einer Koalition vom DGB über verschiedene Umweltgruppen bis hin zur DKP organisiert wurde.
Die geplante Anlage soll den Abfall aus einem Teil des Regierungsbezirks verbrennen. 47 dieser Brennanlagen gibt es in der Bundesrepublik bereits, 120 weitere sind geplant. „Mit 35 bis 45 Milliarden Mark ist das die größte Investition nach dem zweiten Weltkrieg“, informierte Braungart. Gebaut werden die MVA's von Firmen, die Erfahrung im Bau von Groß-und Atomkraftanlagen und damit von Unternehmen, deren Mamager über ausreichend Efahrung damrin haben, Kommunalpolitiker für ihre Pläne gewinnen zu können. Das gilt auch für die Energieversorgung Weser-Ems (EWE), die die Standorte Elsfleth und Nordenham in einer Vorstudie ins Gespräch gebracht hatte und auch schon einen kompetenten Mann eingekauft. Der Gutachter, der für die Bezirksregierung die Notwendigkeit einer MVA begründete, ist zur EWE gewechselt.
bo
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen