„Nichts hineinfilzen“

■ Untersuchungsausschuß St.-Jürgen-Klinik kurz vor dem Ende / Herbert Brückners Schlußwort

Am vorletzten Tag des Untersuchungsausschusses St.-Jürgen -Straße hatte gestern Ex-Gesundheitssenator Herbert Brückner Gelegenheit zu einem ausführlichen Schlußwort. Alles „korrekt und ordentlich“, so sein rückblickendes Fazit über seine Arbeit in Bezug auf Bremens Schwarzgeldklinik.

Brückner dementierte den Vorwurf, er habe in „Gesprächen am Kamin“ mit dem Ex-Verwaltungsdirektor Aribert Galla von den Bestechungen am Krankenhaus erfahren: „Solche Kamingespräche gab es nicht. Mit Bestechung habe ich nichts zu tun und auch nichts davon gehört.“ Niemand könne ernsthaft glauben, er sei „so charakterlos oder so doof“, sich an solchen Aktionen beteiligt zu haben. Brückner wies auch die Vermutung zurück, die Finanzierung einer neuen Frauenklinik, deren Bau der Senat 1980 beschlossen hatte, sei unseriös gewesen und außerhalb des Haushalts abgewickelt worden (vgl. taz vom 28.4.).

„Ein Märchen“ ist nach Ansicht Brückners auch die Behauptung des früheren Senatsdirektors im Gesundheitsressort, Friedrich Hennemann, er habe nicht zuletzt wegen des Konflikts mit Brückner über die Einstellung Gallas die Behörde verlassen. Auch sei es nicht richtig, wenn der ehemalige leitende Mitarbeiter und heutige FDP-Abgeordnete Friedrich

van Nispen ein besonderes Verhältnis zwischen ihm und Galla angedeutet habe, weil der Klinikchef vor seiner Berufung in dieses Amt sich Verdienste um die Amtsübernahme Brückners als Gesundheitssenator erworben habe. Brückner: „Das ist ein mieses Gerücht, eine diffamierende Unterstellung ohne Wahrheitsgehalt.“ Er habe Galla zu dieser Zeit überhaupt noch nicht gekannt.

Die Berufung Gallas zum St.-Jürgen-Chef sei überdies „ohne sachfremde Einflüsse“ vorgenommen worden. Brückner: „Da kann man auch mit noch so viel Mühe nichts hineinfilzen.“ Der Zeuge räumte ein, daß er womöglich nicht alle damals eingegangenen Bewerbungen eingehend geprüft habe - ihm jedenfalls seien nur zwei Kandidaten für die engere Wahl präsentiert worden, wobei er schließlich Galla favorisiert habe: „Er war als Diplomvolkswirt ausgewiesen, und das betrachtete ich als wichtig. Darauf bin ich ein bißchen angesprungen“, sagte Brückner.

Am kommenden Mittwoch wird erneut Aribert Galla vor den Untersuchungsausschuß geladen. Er ist der letzte von insgesamt 173 Zeugen, die der Ausschuß in rund 470 Stunden vernommen hat. Vier Meter Akten hat jedes Mitglied inzwischen gesammelt, 2,5 Mio Kopien wurden angefertigt.

dpa/taz