: „Franke überleben wir auch noch“
■ Verwaltungsgericht berät heute über die Zulassung der Bremer Kinder-Schule, aber die Ablehnung steht schon fest / Initiative hofft auf Änderung der politischen Mehrheiten
Heute soll das Bremer Verwaltungsgericht über die Zulassung der Kinderschule als Privatschule entscheiden. Die Bildungsbehörde der Hansestadt hatte diesen Antrag bereits 1983 abgelehnt. Dagegen war die Schul-Initiative vors Gericht gezogen. Im Kern geht es um die Frage, ob bei dem Konzept der Kinderschule von einem „besonderen pädagogischen Interesse“ gesprochen werden kann.Das hat die Behörde verneint. Und auch heute wird es keine andere Entscheidung geben, denn: Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts steht diese Entscheidung ausschließlich der Bildungsbehörde zu, nicht einem Gericht.
Die aber hat nach Auffassung der InitiativenvertreterInnen eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den neuen Lernformen wie Projekt-und Gruppenunterricht, sozialem Training, gemeinsamer Erarbeitung von Lerninhalten und Aufbrechen der starren Zeitvorgaben nie betrieben. Dies wollten sie gestern mit der Vorlage von Auszügen aus der bisher verschlossen gehaltenen Akte beweisen. Bereits 1979 hatte die
Schulinitiative den Antrag auf Anerkennung als Freie Schule gestellt, um als Modellschule diese pädagogischen Elemente auch in das staatliche Schulsystem zu integrieren. Dies hatte die Behörde unter Verweis auf zusätzliche Kosten und die „Schwierigkeiten in der Personalproblematik“ abgelehnt. „Sachfremd und unwahr“ nennen die Initiativler dies.
„Wenn wir jetzt in einen intensiven Dialog mit der Schule eintreten, in dem Bemühen, doch noch Modalitäten zu finden, die eine öffentliche Modellschule ermöglichen könnten, wird es immer schwieriger werden, sie später als Privatschule abzulehnen“, schrieb der damalige Bildungssenator Horst von Hassel schon im März 1980 in einem behördeninternen Brief. 1981 stellte die Initiative den Antrag, der bei Vorliegen eines „besonderen pädagogischen Interesses“ nach dem Grundgesetz zugelassen werden muß.
Und die Schwierigkeiten waren da, denn: Die pädagogischen Ansätze der Kinderschule waren wesentlich von Prof. Petra Millhofer erarbeitet worden. Und die
war schon zu der Zeit an der Bremer Universität zuständig für die Aus-und Weiterbildung der Bremer LehrerInnen. Wieder Originalton Bildungsbehörde, diesmal vom April 1981: „Wir gerieten dadurch für die Gegenseite und die von ihr sicherlich mobilisierte Öffentlichkeit in die Situation, der vermeintlichen Inkompetenz geziehen werden zu können“.
Aber auch diese gravierende Befürchtung änderte an der Ablehnung nichts. Im Sommer letzten Jahres erhielt die Schule sogar eine Schließungsverfügung und mußte ihren Unterricht in der Grundschule - der bis dahin geduldet worden war - abbrechen. Heute existiert nur noch die Vorschulgruppe.
Die Kinderschule will trotzdem weiterarbeiten. Vor dem Bundesverfassungsgericht ist noch eine Klage anhängig - und schließlich gibt es ja auch die Hoffnung auf eine Änderung der Mehrheitsverhältnisse. Erhard Heimsath von der Schulinitiative: „Wir haben es mittlerweile mit drei Bildungssenatoren zu tun gehabt. Wir werden auch Franke überleben.“ om
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