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Chianti oder Grappa?-betr.: "Unzähmbarer Springteufel/Maradona", taz vom 5.5.89

betr.: „Unzähmbarer Springteufel/Maradona“,

taz vom 5.5.89

Sollte der gute Werner Raith seinen Bericht vom Spiel Neapel - Stuttgart etwa schon einen Tag vorher verfertigt haben? Oder haben ihm die Rauchschwaden in Tateinheit mit zu reichlich genossenem Chianti den Blick verquirlt? Jedenfalls sind seine Aufzeichnungen von sehr dürftiger Beobachtungsgabe gesegnet.

(...) Der Autor liegt einfach falsch damit, wenn er „teutonische Treter“ und „Fußballverweigerer“ gesehen haben will. Er wird sich wohl die ganze Zeit mit seinem Nachbarn unterhalten haben, sonst wäre ihm nicht entgangen, daß Maradona gerade zweimal von seinem direkten Gegenspieler regelwidrig in die Parade gefahren wurde.

Und zu dem faszinierenden, aber für Raith schier unauflösbaren Widerspruch „warum wälzen sich schauspielerisch hochbegabte Kicker nach einer Attacke nicht minutenlang am Boden, sondern springen sogleich wieder auf?“: ganz einfach - sie liegen 0:1 zurück.

Doch auch Reporter-Kollege Giotti von RAI schien sich mittels des taz-Spesenkontos einige Tassen Grappa zuviel eingegossen zu haben. Hatte er doch, laut Zitat, den FC Bayern als eine Mannschaft in (alkohol-)seliger Erinnerung, „die gleichzeitig Eleganz, Spielwitz, also Fußball fürs Auge“ geboten haben. Selbst ein Gelegenheits -Sportschaugucker weiß diese „Fachkenntnis“ zu würdigen.

Aber genug der Krittelei, man (bei frau weiß ich das nicht so genau) ist ja froh, überhaupt eine Sportseite in der taz vorzufinden.

Möge mir die Mehrheit der taz-LeserInnen gnädig sein, daß ich mir an dieser Stelle nicht über die zentralen Fragen des Lebens, als da wären Kreuzberg, Quotierung und RAF -Zusammenlegung, den Kopf zergrübelt habe.

Matthias Kittmann, Frankfurt

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