: Die Pfingsfestivals, dies- und dazumal
■ Praise The Lord - Erleuchtung heute Der Hl. Geist und Voodoos im Computer FESTIVALS FESTIVALS FESTIVALS
Zu den großen Festen des Jahres zählt, so lang wie Pfaffen hier etwas zu sagen haben, also schon immer, das Pfingstfest, die Feier der Wiederkehr des heiligen Geistes, das sich mir, als mich mein Papa noch sonntags in die kalte Kirche zum BüßendurchLangeweile schleppte, immer als das seltsame Flackern von Lichtreflexen an der Wand offenbarte. Sollten diese seltsamen Lichtzungen der Behälter des Hl. Geistes sein und warum nicht, orakelte ich in meiner jugendlichen mystischen Hellsichtigkeit.
Heute sind es andere Erscheinungen durch die sich zum Pfingstfest der Hl. Geist auf dieser Erde zeigt. Das reicht von den Voodoos, die in unserem Satzcomputer hausen und uns gelegentlich an die Vergänglichkeit des Irdischen gemahnen, bis zu den begnadeten Darbietungen, mit denen heutzeitige MusikerInnen ihre große Gemeinde zur Andacht anhalten. Jedes Jahr zu Pfingsten häufen sich also im christlichen Abendland die Musik-Festivals, strömen die verschiedenen ZuschauerInnen und füllen die Klingelbeutel der gar weltlichen Voodoopriester.
Einer der besonders weltlichen Veranstalter ist derjenige des nun schon fast traditionellen Bruchhausen Festivals, der nach seiner Pleite des letzten Jahres, an die vor allem das Personal seines Festival zu glauben hatte, dem die Bezahlung vorenthalten wurde, nun das veritable Kunststück vollbringt, trotz alledem an einem neuen Ort das alte Festival zu veranstalten. Alte Größen von den Rattles über Van Morrison, Meat Loaf und Zeltinger sollen die Jugend von heute anlocken, sich einmal wieder so richtig im Schlamm der Sandrennbahn in Petershagen zu suhlen. Der Regen für die richtige Durchtränkung des Sandes wird gestellt. (13. 15. Mai, Info: 0421/239052)
Bescheidener gibt sich das Flop Festival in Osnabrück. (13.Mai Platz an der Halle Gartlage Info: 0541/83019), das schon durch den Namen versucht, die bösen Geister fernzuhalten. Man lockt die Mengen mit klingenden Namen wie den Grace Kairos, Vitesse oder der Black Jack Co.
Schweift die Suche nach Andacht in die Ferne, dann hört man die Klänge des Sommers in der Nähe von Hannover. Sounds like Summer, heißt ein Festival auf dem Kraan, Sharaah, Angela Brown etc Hitze in die Ohren säuselt und für die perfekte akustische Umsetzung der Jahreszeit sorgen soll, die in diesen Breiten auf der Haut zu verspüren einer/m nicht vergönnt ist. (Freilichtbühne Stöckse, 13/14. Mai, Info: 05021/13726)
Ganz fern, auf dem Schifferirritierfelsen der Loreley wird dann echte zeitgenössische Popmusik in die Herzen gepflanzt. Bizarre Special heißt das Ereignis für die Hype-Jünger und die Freunde des echt und wirklich Angesagten. The Cure, The Mission, The Sugarcubes und noch einige andere „The„s sorgen für eine Soundkultur, die garantiert der Periode nach dem letzten Jahrzehntewechsel entstammt.
Zuguterletzt sei noch das 18. Internationale New Jazz Festival Moers erwähnt, das wieder einmal mit diversen Bekannten aus der New Yorker Noise-Szene für sicheres Interesse sorgt. Daneben rückt man mit den Jahren stetig ab von der Einschränkung auf die Jazz-Musik und bemüht sich, im Rahmen-und Spätabendprogramm mit poppigeren Klängen für aufgelockerte Gliedmaßen zu sorgen. (Moers, verschiedene Veranstaltungsorte, 12. - 15. Mai, Info: 02841/201727)
Auf ein fröhliches erleuchtetes Wiedersehen nach den Feiertagen. Amen. ste
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