Hausräumung ging über Schwerverletzte

In Zürich sprang ein Hausbesetzer unter den Augen der Polizei vom Dach / Abbruchbagger malmte ungestört weiter / Demo in der Innenstadt wurde aufgelöst  ■  Aus Zürich Klaus Rozsa

Bei einer Demonstration gegen Wohnungsnot und das polizeiliche Vorgehen bei der Räumung von zwei besetzten Häusern am Vormittag, kam es am Donnerstag abend in der Zürcher Innenstadt zu erneuten Tumulten und brutalem Vorgehen der Polizei.

Am Donnerstag vormittag waren drei Personen im Anschluß an die polizeiliche Räumung von zwei Häusern schwer verletzt worden. Rund hundert schwerbewaffnete Bereitschaftspolizisten hatten in den frühen Morgenstunden die seit Januar besetzten Häuser umzingelt und die Besetzer zum sofortigen Verlassen der Gebäude aufgefordert. Angesichts des Kräfteverhältnisses ließen die Besetzer den Frühstückstisch stehen. Fünf von ihnen wurden vorübergehend festgenommen. Die Bauarbeiter begannen unverzüglich mit den Abbrucharbeiten.

Als ein Bagger die erste Hausmauer rammte, stürzte diese in die falsche Richtung und begrub den Bauführer sowie eine eben aus dem Nachbarhaus getretene Geschäftsfrau unter sich. Der Bauführer mußte mit lebensgefährlichen, die Frau mit schweren Beinverletzten ins Spital transportiert werden.

Die Aufregung benützte einer der Hausbesetzer, um wieder in eines der Häuser zu gelangen. So stand er denn auf dem Hausdach und verlangte den Abzug der Polizei; sonst werde er sich in die Tiefe stürzen. Die aufgebotene Feuerwehr plazierte ein Luftkissen vor dem Haus. Die Polizei kümmerte sich nicht weiter um den Mann. Genausowenig die Baufirma, die auch nach dem vorhergegangenen Unfall die Abbrucharbeiten keine Minute stoppen ließ. Plötzlich sprang jedoch der Besetzer vom Dach, schlug an einen Mauervorsprung an, wurde vom Luftkissen an die Wand zurückgeschleudert und fiel von dort schwerverletzt auf den Gehsteig.

Die laufenden Abbrucharbeiten wurden auch jetzt nicht gestoppt. Nur wenige Meter vom Verletzten entfernt hämmerte ein Pressluftbohrer unbeirrt weiter.