: Freie Fahrt für 65 Mark
■ Der Senat beschloß gestern das Umweltabo für die BVG / Neue Tarife treten ab 1.OKtober in Kraft /Die verkehrspolitischen Vereinbarungen bleiben noch vage
Ab 1.Oktober wird die BVG die übertragbare Umweltkarte für 65 Mark monatlich einführen. Diese Absprache aus den Koalitionsvereinbarungen zwischen AL und SPD beschloß gestern der Senat. Neben dem Umweltabo wird es eine Reihe weiterer Tarifermäßigungen geben. Außerdem, so Verkehrssenator Wagner, wolle man „attraktivitätssteigernde“ verkehrspolitische Maßnahmen ergreifen.
Für Käufer einer Jahreskarte wird das Umweltabo noch billiger. Umgerechnet 50 Mark im Monat (580 pro Jahr) soll es dann noch kosten. Rentnern und Pensionären will die BVG eine Seniorenkarte für 50 Mark anbieten, die ganztägig genutzt werden kann. Sozialhilfeempfänger können zukünftig für nur 10 Mark im Monat die BVG benutzen. Der Normalfahrschein wird weiterhim 2,70 Mark kosten, ermäßigt 1,70 Mark. SchülerInnen zahlen pro Monat 32 Mark, Auzubildende 38 Mark. Die übertragbare Sechs-Tage-Karte ist für 26 Mark zu erstehen und das sogenannte Berlin-Ticket, die 24-Stunden-Karte, kostet für Erwachsene 9, für Kinder 5 Mark.
Weit weniger konkret stellen sich die bislang vorgesehenen verkehrspolitischen Maßnahmen dar. Man hoffe, ebenfalls bis zum Herbst die Taktzeiten für U- und S-Bahnen zu reduzieren, sagte Wagner. In der Koalitionsvereinbarung hatten Alternative Liste und SPD beschlossen, daß die Linien U3, U4 und U8 im Fünf-Minuten-Takt fahren sollen. In zehnminütigen Abständen sollten die S3 und die S2 nach Lichtenrade fahren. Auch wann, wo und vor allem wieviele Kilometer Busspuren eingerichtet werden, wußte Wagner nicht genau. Auch hier gibt es klare Vereinbarungen im Koalitionspapier. Ob die Sperrzeiten für das Mitnehmen von Fahrrädern in den U- und S -Bahnen verringert werden, „wird noch geprüft“, sagte der Verkehrssenator.
Gänzlich fallengelassen wurde, wie so viele im Koalitionsvertrag enthaltene Prüfaufträge, daß freitags und samstags nachts die BVG durchgängig fährt. Vier bis sechs Millionen sollte das kosten. Hier habe man Aufwand und Nutzen nicht vereinbaren können, erklärte Wagner die Absage. Die AL hatte berechnet, daß diese Maßnahme kostendeckend sein könnte, wenn nur 6.000 Fahrgäste zusätzlich in diesen Nächten die BVG benutzen würden.
Werden die Taktzeiten von U-/S-Bahnen und Bussen verkürzt, wird die BVG neues Personal einstellen und Fahrzeuge anschaffen müssen. Insgesamt 290 FahrerInnen und 90 Fahrzeuge (Investitionskosten 70 Mio.) werden benötigt. Ein Defizit von insgesamt 56,906 Mio. Mark hat der Verkehrssenator für die jetzt beschlossenen Veränderungen in der Tarifstruktur ausgerechnet. Davon werden 30 Mio. aus dem Topf der Sozialsenatorin bezahlt werden, die restlichen, so Wagner, müßten anderweitig „zur Deckung gebracht werden“. Immerhin, wenn nur 15 Prozent mehr BerlinerInnen die BVG benutzten, wäre das Loch gestopft. Derzeit sind es 500 Millionen Personen im Jahr, die BVG fahren. Wagner: „Ich rechne damit, daß die Autofahrer ihr Fahrzeug intelligent benutzen und nicht täglich damit in den Stau fahren.“
bf
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