: BIFF - Filminstitut von Null auf Sendung
■ Für das „Filminstitut“, das Hätschelkind der Kulturbehörde, sollen Gelder den Privat-TV-Anbietern aus der Tasche gezogen werden, damit es zu einer Stätte der Filmproduktion werden kann
Immer wieder geistert es durch bremische Schlagzeilen, immer wieder ist es Gegenstand von lautem Geheul und unterschwelligen Anfeindungen, doch kaum eine weiß, worum es sich eigentlich handelt, das „Institut Film/Fernsehen“. Jahrelang war es nicht mehr als eine Chimäre, das Kaffekränzchen seines Institutsleiters. Dabei hielt er sich recht bedeckt, was die eigene Filmarbeit angehtund folgte schließlich dem Ruf an eine Fachhochschule.
Der zweite große Rückschlag, nachdem zunächst Hans Dieter Müller der Spiritus Rector und Gründer des Instituts verstorben war; fortan dümpelte das Institut. Bis im Herbst die beiden ausgewiesenen Hamburger Dokumentar-FilmerInnen Helke Sander und Thomas Mitscherlich mit der Leitung des Instituts betraut wurden. Bis über einen möglichen Geschäftsführer Euler diskutiert wurde. Bis niemand mehr bezweifeln konnte, daß dem früheren Staatsrat ein gebührend lukra
tives Plätzchen zugeschanzt gehört, und daß lukrativ nicht einfach mit gutbezahlt zu übersetzen ist, sondern von einer gewissen Bedeutung spricht. Das Filminstitut muß also etwas darstellen, muß funktionieren, produzieren, raus an die Öffentlichkeit, damit der neue Klinkenputzer sich nicht zu schämen braucht.
Derweil werkelten schon seit Jahren kleine Sozi-Revoluzzer an Rezepten, wie für eine Öffentlichkeit jenseits der Renner des Privat-TVs die kleinen Schlupflöcher zu graben wären, und wie sich liberales Gedankengut doch noch irgendwie in die längst verschlafene Medienentwicklung eingraben ließe. Eine hübsch gemeine Konstruktion fiel dabei aus ihren Köpfen. Als Gesetzgeber verfügten sie, daß private TV -Anbieter für die begehrte Sende-Lizenz zu zahlen hätten und zwar mehr als die Konkurrenz. Gute Idee, die Lizenz einfach zu versteigern, und obendrauf soll der meistbietende Anbieter dem Fil
minstitut gleich einen bundesweiten Sendeplatz zur Verfügung stellen, ein Verfahren, mit dem schon das Land NRW dafür gesorgt hat, daß RTL plus das Spiegel-TV in den Pelz gesetzt wurde. So verschafft der Senat ohne weitere Eigeninvestition dem Filminstitut einen Status als Programmlieferant, setzt es unter Druck, endlich seinem Anspruch gerecht zu werden und schafft der neugeschaffenen Stellung des Ex-Kanz
leileiters das notwendige gesellschaftliche Prestige.
Soweit ein schönes Schelmenstück, in dem der listige kleine Stadtstaat den großen Konzernen ein hübsches Tortenstückchen abluchst. Wenn nicht dabei die Senats-Filmpolitik so eingleisig nur auf den Aufbau des Instituts gerichtet wäre. Während nämlich der Senatsrektor Hofmann (nebenbei Vorstand des Trägervereins des Filminstituts) für die Kul
turbehörde verhandelt, verschleppt er immer wieder Entscheidungen, die für das Überleben und die Weiterentwicklung anderer filmkultureller Gruppen existentiell wären. So hungert er mit der einseitigen Favorisierung des Filminstituts die einheimische Filmszene aus, die für sein Ästhetisches Empfinden nur unnützen avantgardistischen Kram produzieren. ste
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