Uni-Partner Novosibirsk

■ Uni Oldenburg feierte Vertrag über Wissenschaftsaustausch mit sowjetischer Uni aus dem kalten, kalten Norden

Dem Mittler war es nicht mehr vergönnt, dem erfolgreichen Abschluß seiner Kontakthilfen beizuwohnen. Der sowjetische Physiker Walerij Legassow, ehemals Vorsitzender der Tschernobyl-Kommission und Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UDSSR, im vergangenen Jahr verstorben, hatte einen Wissenschaftsaustausch zwischen der Universität Oldenburg und der Staatsuniversität Novosibirsk angeregt. Als Schwerpunkt der Kooperation schlug er bereits vor zwei Jahren den Bereich der Umweltwissenschaften vor.

Gestern abend unterzeichneten im Rahmen eines kleinen Festaktes, in Anwesenheit illustrer Gäste und mit kritischer Begleitung durch die anwesenden StudentInnen, die beiden Präsidenten Erschow (Novosibirsk) und Daxner (Oldenburg) die „Vereinbarung über wissenschaftliche Zusammenarbeit“. Michael Daxner würdigte in seiner Ansprache den hohen Stellenwert der künftigen Partneruni in der akademischen Welt der Sowjetunion. Novosibirsk und im speziellen sein Wissenschaftlerstädtchen Akademgorok zählen zu den renommiertesten Vordenker-Hochschulen der Aera Gorbatschow.

Einen richtigen Fünfjahesplan wollen die Partner nun aufstellen, mit sehr „konkreten Forschungs-und Austauschvorhaben“ insbesondere in den naturwissen

schaftlichen Disziplinen und der ökologischen Forschung. Gemeinsame Lehrveranstaltungen sind darin ebenso vorgesehen wie längere Gastaufenthalte von Studierenden und Lehrkräften.

Die vereinbarte Zusammenarbeit ist die erste zwischen einer sowjetischen und bundesdeutschen Hochschule nach dem Besuch des Bundeskanzlers in Moskau und dem Abschluß bilateraler Verträge zur wissenschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit. Dieser Aspekt wohl war es, der den grußwortsprechenden niedersächsischen Minister „gegen„(ein ASTA-Verteter) Wissenschaft und Kunst, Johann-Tönjes Cassens so milde stimmte, daß er nicht nur die Unterstützung der Gorbatschow‘ schen Politik ankündigte, sondern auch Geld avisierte für dieses Projekt.

Protestaktionen von Studierenden aus der Nordwest-Region veranlaßten den Minister zum Verlassen seines ursprünglichen Redemanuskriptes. Doch den vom ASTA vorgetragenen Forderungen nach einer verbesserten quantitativen wie qualitativen Ausstattung der Universitäten, nach dem Ausbau der Hochschulen und der Drittelparität konnte er nicht viel abgewinnen. Die von ihm angekündigte Hochschulpolitik des Kabinetts hörte sich dann auch eher wie ein Vor-Wahlkampf -Befriedungs-Programm an.

anh