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Der Staat als Dealer: Legalisierung als Waffe gegen die Drogenmafia

Bonn (taz) - Nur die Legalisierung aller Drogen und der freie Verkauf unter Staatskontrolle seien in der Lage, den Lebensnerv des organisierten Verbrechens zu treffen. Diese Ansicht vertrat gestern in Bonn der Autor Berndt Thamm bei der Präsentation seines Buches Drogenfreigabe Kapitulation oder Ausweg?. Das Buch, erschienen im „Verlag deutsche Polizeiliteratur“, wurde vom anwesenden Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei als „Beitrag zum Nachdenken“ - so der Bundesvorsitzende Herbert Lutz vorgestellt. Trotz intensiver Anstrengungen hätte die Polizei das Problem nicht lösen können, vielmehr habe die Drogenmafia inzwischen die Bedeutung und Stärke multinationaler Konzerne gewonnen, sagte Thamm: Die Freigabe beseitige die immensen Profitraten als Hauptanzreiz für den Drogenhandel und sei deshalb eine „effektive wirtschaftspolitische Waffe und keine Kapitulation vor dem Verbrechen“. Herbert Lutz betonte die Notwendigkeit des Handelns angesichts des kommenden Binnenmarktes, den er eine „Chance für das organisierte Verbrechen“ nannte. Registriert werde eine steigende Zahl von Erstkonsumenten und Todesopfern sowie eine anwachsende Beschaffungskriminalität, die u.a. in Hamburg bereits fünfzig Prozent aller Delikte ausmache. Hinzu käme noch die Beschaffungsprostitution und die große Zahl der Kleindealer, sagte Lutz. Er vergaß jedoch nicht hervorzuheben, daß es sich bei dem Freigabe-Vorschlag nicht um die derzeitige Beschlußlage der Gewerkschaft handele. Lutz mochte nicht ausschließen, daß bei einer Freigabe die Zahl der Konsumenten möglicherweise kurzfristig steigen werde. Eine völlige Liberalisierung sollte deshalb schrittweise erfolgen; im Vorfeld sei eine Entkriminalisierung der Abhängigen und die Anerkennung der Abhängigkeit als Suchterkrankung notwendig.

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