: Krümelmonster mit Residenz in Paris
■ BSN kauft europäische Nabisco-Töchter für 2,5 Milliarden Dollar / Bahlsen vom Tisch
Paris (dpa) - Der größte französische Lebensmittelkonzern BSN mit einem Jahresumsatz von 42,2 Milliarden Franc (12,5 Mrd. DM) ist mit einem Schlag weltweit zum zweitgrößten Keks -Hersteller geworden. Mit dem Kauf der fünf Europa-Töchter des US-Mischkonzerns RJR Nabisco für die Rekordsumme von 2,5 Milliarden Dollar (rd. fünf Mrd. DM) gelang BSN vor allem der gewünschte Durchbruch auf dem britischen Markt. Es sind Nabiscos drei britische Keks-Marken, die Belin-Gruppe in Frankreich sowie die Firma Saiwa in Italien. Nabisco bleibt allerdings der weltweit führende Kekshersteller.
Die Kaufsumme, auf die sich BSN-Chef Antoine Riboud überraschend am Dienstag in New York mit der Wallstreet -Firma Kohlberg, Kravis, Roberts Inc (KKR) einigte, beträgt das doppelte des Umsatzes der übernommenen Firmen von 1,2 Mrd. Dollar und knapp das 20fache des Gewinns vor Steuern von 137 Mio. Dollar.
BSN (Evian-Minaralwasser, Gervais Danone, Kronenbourg-Bier) festigt mit dieser Akquisition seinen vierten Platz in der europäischen Nahrungsmittelbranche, nach Nestle, Unilever und Grand Metropolitan. In Großbritannien, wo der Expansionsdrang von BSN bisher an Grenzen stieß, wird der Konzern 45 Prozent des Marktes bei Knabbergebäck und 23 Prozent bei Salzgebäck einnehmen.
Nach Vermutungen in der französischen Presse dürfte BSN, die im letzten Jahr einen Jahresgewinn von 2,2 Milliarden Franc ausgewiesen hatte, die gesamte Transaktion bar abgewickelt haben. BSN habe die Mitbewerber, darunter die deutsche Keksfirma Bahlsen, ausbooten können, weil die Franzosen auf Anhieb auf die geforderte Kaufsumme eingegangen seien.
Die fünf Nabisco-Töchter waren von KKR getrennt oder als Gruppe angeboten worden. Die Wall-Street-Firma hatte das Lebensmittel- und Zigarettenunternehmen Nabisco im vergangenen November in der größten und kompliziertesten Transaktion aller Zeiten für knapp 25 Millliarden Dollar gekauft. KKR ist eine vor zehn Jahren gegründete Gesellschaft, die sich auf fremdfinanzierte Firmenaufkäufe, das „leveraged buyout (lbo)“, spezialisiert hat. Nabisco -Chef Ross Johnson hatte ein lbo-Angebot mit der Absicht gemacht, Schulden von 5,5 Milliarden Dollar abzutragen, große Bereiche abzustoßen und das Zigarettengeschäft (Camel) als unabhängiges Unternehmen weiterzuführen.
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