Arbeitsbeamte überarbeitet

■ Schülerinnen mußten sich in Schulden stürzen, weil versprochene Senatsbeihilfe ausblieb / Der Grund: Personalmangel beim Senat für Arbeit und Betriebe

Seit drei Monaten steht Monika B. auf dem Schlauch. Vor einer Woche stellte ihr die Post das Telefon ab, kurz darauf die BEWAG den Strom. Jetzt stottert die Berufsschülerin ihre Schulden in kleinen Raten ab. Diese prekäre Lage verdankt sie dem Arbeitsamt und dem Senator für Arbeit und Betriebe. Nach erfolgloser Lehrstellensuche nimmt die 21jährige seit Januar an einer berufsvorbereitenden Maßnahme des Arbeitsamtes teil.

Ein Jahr dauert der Lehrgang für 15 angehende Bekleidungsnäherinnen, die vom Arbeitsamt je nach Bedürftigkeit zwischen 450 und rund 1.000 Mark im Monat erhalten. Der Senat steuert monatlich 240 Mark Qualifizierungsbeihilfe bei - als „zusätzlichen Anreiz“, wie es heißt. Eben den vermissen Monika B. und ihre Mitschülerinnen schmerzlich, denn sowohl das Arbeitsamt als auch die zuständige Senatsstelle lassen sich mit der Auszahlung Zeit. Vier bis sechs Monate mußten die Frauen teilweise auf ihr Geld warten. „Wie sollen wir denn das überbrücken? Wir haben doch keine Rücklagen“, empört sich eine Teilnehmerin.

Einige erhielten die finanzielle Beihilfe erst, nachdem sie persönlich beim Arbeitsamt eine Barauszahlung gefordert hatten. Als man ihnen nun auch noch 170 Mark Gebühren für die Abschlußprüfung bei der Industrie und Handelskammer abverlangte, fühlten sich die Schülerinnen „endgültig verarscht“. Erst nach Protesten erklärte sich der Träger der Ausbildungsmaßnahme, die Gesellschaft für berufliche Bildung, bereit, die Kosten wie bei den vorhergehenden Lehrgängen zu übernehmen. „Wir wollen das auch für die Lehrgänge, die nach uns kommen, klarstellen“, betont eine Schülerin. Nach Angaben der Schülerinnen mußten sie allerdings Materialien für den Unterricht selbst bezahlen Kosten, die eigentlich vom Arbeitsamt getragen werden müßten.

Beim Senat für Arbeit und Betriebe - zuständig für die Auszahlung der monatlichen Qualifizierungsbeihilfe begründet man die Wartezeiten mit Personalmangel. Der zuständige Referent Hans Josef Brouwers, wollte sich konkret nur zu „allgemeinen Betriebsabläufen“ äußern.

Demnach sei die „Bearbeitungssituation“ zur Zeit aufgrund des hohen Krankenstands sehr schwierig. Die neue Senatsleitung wolle jedoch Maßnahmen zur Änderung ergreifen. Man sollte sich vielleicht ein Beispiel an den Kollegen vom Finanzamt nehmen: die teilen ihren Kunden wenigstens brieflich mit, wenn sie keine Zeit haben, den Lohnsteuerjahresausgleich pünktlich abzuwickeln.

anb