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Standbild: Oh, mein Dieter!

■ Die Pyramide

(Die Pyramide, samstags, 19.30 Uhr, ZDF) Oh, Dieter! Nach 14 Jahren sehe ich Dich wieder. Ich war gerade aus der Badewanne gestiegen, mit einem Brot in der Hand räkelte ich mich genau wie damals auf dem Sofa in der freudigen Erwartung auf das Samstagabendprogramm. Und da kommst Du.

Seit 1969 flimmert Dieter Thomas Heck, der Charmeur mit dem unwiderstehlichen Vertreterlächeln als schnellster Sprecher der Nation über die Mattscheibe im ZDF-Vorprogramm. Zu gut habe ich seine Sprachgeschwindigkeitsorgien in der ZDF -Hitparade noch im Kopf, die er von 1969 bis 1984 ganze 187 Mal moderierte. Er war der Einzige, der den Abspann der Sendung ebenso rasant wie unverständlich herunterbeten konnte. Ich erinnere mich noch gut, wie er in Windeseile auf Howard Carpendales Spuren im Sand, die jener gestern noch fand, verwies. Oft war ich als Teenager dabei, wenn der 52jährige Wortakrobat Marianne Rosenberg, Cindy und Bert und Roy Black ankündigte, die mir dann ein Liedchen von der Liebe trällerten.

Und heute, 14 Jahre später, finde ich Dieter Thomas Heck noch immer im ZDF-Vorabendgeschäft. Am frühen Samstag abend moderiert er, nach 40 Wochen Pause das erste Mal wieder das heitere, nach altbekanntem Strickmuster gearbeite dumpfe Frage- und Antwortspiel Die Pyramide. Man darf sich freuen, es folgen noch 13 Sendungen des „beliebten“ Ouiz‘ um Wörter und Begriffe.

Zwei prominente Gäste, Barbara Wussow, besser bekannt als Schwester Elke aus der Schwarzwaldklinik und dem Stimmengeber von „Alf“ und „E.T.“, Tommi Piper, spielen zusammen mit zwei Menschen aus dem Volke um die Wette.

Nach kurzer Begrüßung nehmen die vier KandidatInnen vor der kargen Kulisse einer Leuchtanzeigenpyramide auf ihren Pilotensesseln Platz. Die Fragen prasseln nicht in gewohnt alter Heckmanier auf die Kandidatenpaare nieder. Dieter scheint etwas heiser zu sein, und ich ahne, das wird anders als in den alten Hitparaden-Zeiten. Mit der erste Runde steigt die Spannung - wer errät die zu umschreibenden Begriffe Bonbons, Frosch, Kreide, Schnur und Gummibärchen? Nach zwei gespielten Runden sollen Begriffe gefunden werden, die für Weichheit oder Stille stehen. Da bin ich aber gespannt. Erfahren habe ich dann, daß Herz, Welle, Knie, Birne, Landung und Kern weich sein können. Wasser, Nacht, Kirche, Örtchen, Fisch und Vergnügen sind dafür still.

Es folgt eine Erholungspause für die Kandidaten und für den Zuschauer eine Gesangseinlage der „berühmten“ Sängerin Hanne Haller mit ihrem Lied: Mein lieber Mann. (Jetzt also endlich Hitparade?!)

Nein, Schlag auf Schlag folgen nun die beiden letzten Runden, und dann geht's schon ans Preiseverteilen. Verlierer gibt es keine; Gewinner sind, wie sich das für ein ordentliches Vorabendquiz gehört, die einfachen Leute aus dem Volk: Frauke Kreve nimmt 2.500 Mark mit auf ihren Bauernhof in Prodespie. Dafür bleiben für Hans-Jürgen Grundmann, Industrieberater und Mitstreiter von Barbara Wussow nur 1.100 Mark übrig. Zum Abschluß gibt es noch Blumen für die Damen und dann, nach einer Dreiviertelstunde, ist alles vorbei.

Mensch Dieter, Du hast mich schwer enttäuscht. Wir sind doch alle älter geworden, haben uns entwickelt, aber Du dümpelst immer noch im Vorabendsumpf vor Dich hin und moderierst eine der langweiligsten Shows im Programm.

Andrea Röder

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