: Schlüsselland BRD
Bericht des Bonner Korrespondenten der sowjetischen Zeitschrift 'Literaturnaja Gazeta‘ Zapewalow über den Besuch Gorbatschows in Bonn ■ D O K U M E N T A T I O N
„Die Russen kommen!“ - Dieser Ruf, der den Westdeutschen einst Angst einjagte, ruft heute bei der Mehrheit von ihnen nur noch ein ironisches Lächeln hervor. ... Anläßlich der Eröffnung eines sowjetischen Kulturzentrums in Stuttgart zitiert Zapewalow den Präsidenten des baden -württembergischen Landtags, Erich Schneider: „Die Bevölkerung glaubt dem sowjetischen Führer, was in zweifacher Hinsicht verwunderlich ist: Die Aktien unserer Politiker im Volk fallen in der letzten Zeit eher, und da ist dann plötzlich so eine Beziehung zu einem 'Fremden‘ aus dem Osten. Ich hoffe, daß mit Gorbatschow eine neue Ära anbrechen wird, nicht nur zwischen unseren beiden Ländern, sondern auch zwischen Ost und West.“ Dies sind Worte eines konservativen Politikers. Sie spiegeln die allgemeine Stimmung in der BRD wider. Ich glaube, daß ich nicht übertreibe, wenn ich sage, daß die Philosophie des neuen Denkens in Bonn Verständnis und Unterstützung gefunden hat...
Zapewalow zitiert abschließend den Leningrader Schriftsteller Danijl Granin: „Das wichtigste ist, daß wir die Idee des 'gesamteuropäischen Hauses‘ weiterentwickeln. Ja, und für uns wird es Zeit, daß wir uns in vollem Maß als Europäer empfinden. Nach der Oktoberrevolution war Deutschland ein Land, zu dem wir nahe Beziehungen unterhielten. Da sich der Kulturaustausch schneller entwickelt als der Warenaustausch - haben wir etwas zum Export in die BRD anzubieten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen