: „Superhausen“ findet nicht statt
■ Das in Oberhausen geplante riesige World-Tourist-Center des kanadischen Investors wird nicht gebaut
Düsseldorf (taz) - Das von der kanadischen Investorgruppe „Triple-Five-Corporation“ in Oberhausen geplante gigantische „World Tourist Center“ wird nach Informationen der taz nicht gebaut. Kenner der Düsseldorfer Regierungsszene schätzen die Risiken des Projektes als „unwägbar“ ein. Ursprünglich wollte der kanadisch-armenische Finanzclan der Familie Ghermezian auf einem ehemaligen 100 Hektar großen Thyssen -Gelände vier Kaufhäuser, 150 Restaurants, 800 Fachgeschäfte, 20 Kinos, Hotels mit 5.000 Betten, Museen, ein Eisstadion, eine Hafenanlage mit U-Bootstation und diverse andere Projekte aus dem Fantasialand errichten. 20.000 Dauerarbeitsplätze sollten dabei für die von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Revierstadt abfallen. Für Oberhausen, dem ehemaliegen Zentrum der deutschen Montanindustrie, schien ein neue Zukunft als „Superhausen“ greifbar nahe. Daraus wird nun nichts. Das von den Kanadiern auch als „zehntes Weltwunder“ apostrophierte Projekt ist wesentlich an den Investoren selbst gescheitert. Der Finanzclan, so haben intensive Recherchen in Kanada und USA offenbar ergeben, „ist ökonomisch weit weniger potent, als vorgegeben wird“. Die Planungsunterlagen für das Fünf -Milliarden-DM-Projekt werden als „dilettantisch“ eingeschätzt.
Die Landesregierung wird sich in einem Ministergespräch am Donnerstag, kurz nach dem Gorbatschow-Besuch in Düsseldorf, mit dem Projekt beschäftigen. Seit Montag dieser Woche prüft eine interministerielle Arbeitsgruppe die von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten. Am kommenden Dienstag soll die Entscheidung offiziell verkündet werden. Angesichts der Düsseldorfer Bedenken waren die Investoren in den letzten Wochen Stück für Stück von ihren maßlosen Subventionsforderungen und ihren mannigfachen Wünschen nach gesetzlichen Ausnahmeregelungen (Ladenschlußgesetz, Spielbankengesetz) abgerückt.
Walter Jacobs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen