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Kirchentag-betr.: Kirchentag kein Parteitag

betr.: Kirchentag kein Parteitag

Eurer Kirchentagsberichterstattung möchte ich widersprechen. Mit Ausnahme der berechtigten Kritik am Vorbeimogeln am Thema Rumänien kann man nicht davon sprechen, der Kirchentag habe politische Fragestellungen nicht präzise und zugespitzt genug behandelt. Für mich war es eindrucksvoll und ermutigend, die Diskussion über Gentechnologie, Gefahren von Technik- und Expertenmacht und friedenspolitischen Perspektiven zu verfolgen. Aber ein Kirchentag ist keine Parteitag, und gerade darin liegt seine Chance im unvoreingenommenen Dialog zwischen gesellschaftlich sehr unterschiedlichen Gruppen und Interessen. Daß der Kirchentag daneben eine Vielzahl von religiösen und selbsterfahrungsbezogenen Veranstaltungen bot, gehört zu seinen wichtigen Aufgaben und macht deutlich, daß der Weg der äußeren Veränderung nicht ohne innere Entwicklung möglich ist. Aber selbst auf einem großen Forum, auf dem es zunächst um ganz private Probleme von Bindung und Trennung ging, wurde später eine gesellschaftsbezogene Ausformung des Themas versucht, als über die Kämpfe der Arbeiter in Rheinhausen und Hattingen und die dabei entstandenen persönlichen Beziehungen berichtet wurde. Und noch ein Wort zur Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte: Die IGFM setzt sich auf glaubwürdige Weise für gepeinigte Menschen in Osteuropa, zum Beispiel Rumänien ein. Statt einer verkürzten Polemik hätte sie in der taz eine etwas objektivere Kritik verdient. Aber vielleicht müßte man dann die heiligen Südafrikakühe der Linken schlachten: Boykottmaßnahmen und die Legitimität von gewalttätigen Aktionen der Schwarzen.

Peter Leiberich, Erlangen

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