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Tengelmann findet Weg auf den britischen Markt

■ Handelskette und US-Bank bieten 7,5 Milliarden Mark für die Lebensmittelkette Gateway

Mülheim/Berlin (dpa/taz)- Auf dem Umweg über die USA will Tengelmann in den britischen Lebensmittel-Einzelhandel vordringen. Die Handelskette Great American and Pacific (A&P), die zu 52 Prozent dem Mülheimer Konzern gehört, bietet zusammen mit der US-Bank Wasserstein, Perella and Partners eine Summe von 2,5 Milliarden Pfund, rund 7,5 Milliarden Mark, um die britische Ladenkette Gateway zu übernehmen. Das Gateway-Management hat sich dem Angebot bereits zugestimmt, gab Tengelmann bekannt.

Gateway ist mit einem Marktanteil von zwölf Prozent die drittgrößte Filialkette in Großbritannien und Marktführer in Nordirland. Im letzten Geschäftsjahr hat die Firma etwa 860 Lebensmittel- und 100 Drogeriefachgeschäfte betrieben. Der Umsatz wird mit rund 4,2 Milliarden Pfund (13 Milliarden Mark) und das Geschäftsergebnis mit voraussichtlich 214 Millionen Pfund, rund 640 Millionen Mark.

Bei einem Zustandekommen der Transaktion wird A&P laut Tengelmann auch für das Gateway-Management verantwortlich sein. Über die Aufteilung des Preisangebotes zwischen Tengelmann und der Bank wurde noch nichts bekanntgegeben; im Gespräch ist allerdings eine 50:50-Beteiligung. Die Gelder sollen im wesentlichen über Kredite aufgebracht werden, die von Wasserstein, Perella and Partners beschafft werden. Damit wird die Offerte zum bislang höchsten Leveraged Buy -Out (LBO) in Europa. Das Angebot geht weit über die 1,87 Milliarden Pfund der konkurrierenden Anlegergruppe Isosceles hinaus. Ein Angebot von 2,04 Milliarden Pfund vom Dezember 1987 scheiterte damals an den Unsicherheiten über die Spätfolgen des Börsen-Crashs. Zwischenzeitlich war auch einmal eine gemeinsame Übernahme durch A&P und den LBO -Spezialisten Kohlberg, Kravis, Roberts (KKR) im Gespräch.

Die Gateway-Aktionäre galten nach wenig erfolgreichen Aufkauf-Aktionen ihres Managements und fallenden Börsenkursen als verkaufsinteressiert. Nach 'Handelsblatt' -Angaben wird der bisherige Gateway-Chef Alec Monk zum Aufsichtsrats-Vorsitzenden, während der A&P-Chef James Wood die Geschäftsführung von Gateway übernimmt.

Tengelmann hat einen Inlands-Umsatz von rund 14 Milliarden und einen Auslandsumsatz von 20,5 Milliarden Mark und wuchs damit im letzten Geschäftsjahr um 16,5 Prozent. Das Inlands -Filialnetz stieg vor allem wegen kontinuierlicher Zukäufe um 240 auf 3.340 Läden; weltweit hat Tengelmann 4.800 Filialen und 145.000 Beschäftigte.

diba

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