piwik no script img

Tourismus-betr.: "Welche Freiheit", taz vom 3.6.89, LeserInnenbriefreaktion, taz vom 12./20.6.89

betr.: „Welche Freiheit“, taz vom 3.6.89, LeserInnenbriefreaktionen, taz vom 12./20.6.89

Am 20.6. wieder das übliche Üble: Drei Männer speien angestrengt scheinbar Politisches auf den touristischen Frauenkörper, der in „sauengen Shorts“ und „dünnen T-Shirts“ in der Türkei die Familienstrukturen „zerstört“ und gar frau liest's mit Staunen - quasi „rassistisch“ sein soll.

Mit ihrem kulturrelativistischem Gehabe versuchen die Schreiberlinge, eigene Sexualängste als Kampf gegen „menschenverachtende Arroganz“ gegenüber anderen Kulturen auszugeben und verhalten sich in ihrer Argumentation nicht anders als geile Inquisitoren im Mittelalter, Vergewaltiger und Ankläger und Folterer etwa im Iran bei Prozessen gegen „zu westlich“ gekleidete Frauen (gilt auch für Touristinnen, Bestrafung: Peitschenhiebe oder Steinigung). SIE hat eben immer Schuld, denn SIE hat sich ja so „aufreizend“ angezogen.

Keine Analyse des männlichen Blicks und Begehrens, kein Hinweis auf die „Bumsbomber“ Richtung Thailand oder Kenia (sicher kulturachtend, oder?), sondern Fortsetzung auch der linken männlichen Bereitschaft, der Unterdrückung von Frauen (und nichts anderes ist der staatlich und religiös verordnete Zwang für ein Geschlecht, sich „verhüllen“ zu müssen) im eigenen Interesse Vorschub zu leisten.

Nehmen sich Frauen ein Recht auf Lebendigkeit und Bewegungsfreiheit, wie es für die meisten Männer selbstverständlich und üblich ist, handelt es sich also um „Rassismus“! Sehr interessant!

Bärbel Pandora, Nürnberg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen