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EINES SCHÖNEN TAGES

■ Holly-Jane Rahlens auf der Grips-Probebühne

Es ist nicht die einzige Pointe, die Holly-Jane Rahlens in ihren Erzählstrom fallen läßt, wenn sie beschreibt, wie ihre Wut, Trauer und Empörung mißverstanden wurde, als John F. Kennedy ermordet wurde. Denn es war für die Dreizehnjährige der Tag, an dem sie zum ersten Mal als Cheer-leader beim Basketballspiel ihrer Schule ihre erste Liebe anfeuern sollte. Daß dieser Einsatz wie auch die Verabredung mit dem geliebten Mark zum Eisessen dem Mordanschlag zum Opfer fielen, rückt die Empörung über den Tod eines Präsidenten der USA zurecht, schließlich gibt es Wichtigeres, wenn man hoffnungsvoll verliebt ist.

Die Geschichte ihrer ersten Liebe mitsamt Flügel- und Konkurrenzkämpfen unter besonderer Berücksichtigung des elterlichen Zwangs vom Tragen orthopädischer Schuhe, damit sie nicht mehr über den großen Onkel laufe, erzählt Holly -Jane Rahlens ihrem Publikum, weil sie dem Ego der Dreizehnjährigen auch noch 25 Jahre später das Selbstbewußtsein verdankt, mit dem sie die Krise im Miederwarengeschäft überwindet, als sie sich für eine neue Liebe neue schwarze Dessous kaufen will, was an ihren kleinen Brüsten scheitert. Als wenn so etwas wirklich wichtig wäre, bekommt sie zu hören, und sie erinnert sich.

An die Unvorteilhaftigkeit ihrer großen Nase, die ihre Oma mit den Worten kommentierte, die würde kein Mann übersehen können. An die Erkenntnis, daß sie im Kampf um den Mann mit dem Farbfernseher ihrer Rivalin konkurrierte. Und natürlich an die unattraktiven Schuhe, die Ursache für Hohn und Spott ihrer AltersgenossInnen waren, was in ihrem Fall nicht zu Selbstmitleid, sondern verstärktem Kampfeswillen und dem heimlichen Kauf von Stöckelschuhen führte.

Auf der kleinen Grips-Probebühne, die Holly in das Jungmädchenzimmer einer dreizehnjährigen New Yorkerin Anfang der sechziger Jahre verwandelt hat, lebt diese Geschichte von der Präsenz ihrer Darstellerin, die im Dialog mit dem Publikum an dessen Mitwissen appelliert, weil man in etwa vergleichbare Erfahrungen im Kampf ums Erwachsenwerden auch in Berlin gemacht haben wird.

One fine day ist so ein Stück Gegenwartsgeschichte, die in mündlicher Überlieferung ohne den erhobenen pädagogischen Zeigefinger weitergegeben wird, aber grundsätzlich die Frage beantwortet, warum eine Prinzessin keine orthopädischen Schuhe tragen kann.

Qpferdach

„One fine day“ auf der Grips-Probebühne, Altonaerstraße/S -Bahnbogen 448. Mi, Fr, So in englischer, Do und Sa in deutscher Sprache. Jeweils 20.30 Uhr. Telefonische Kartenbestellung unter 3914004

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