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Evangelische Kirche setzt Rotstift an

■ Schülerschaft und Kollegium protestieren gegen Verkleinerung des Oberlin-Seminars

Die Nachricht kam eine Woche vor Beginn der Sommerpause und sorgte für etlichen Aufruhr: die Kirchenleitung, so wurde dem Oberlin-Seminar, der Evangelischen Fachschule für Erzieherinnen und Berufsfachschule für Sozialwesen, mitgeteilt, habe eine erhebliche Verkleinerung der Schule beschlossen. Zur Zeit verfügt die Fachschule über 250 Ausbildungsplätze in 13 Klassen. Nach der Kürzung würden höchstens 80 Plätze bleiben. Die Kirchenleitung der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg begründet ihre Entscheidung mit der angespannten Finanzlage. In allen Bereichen müßten Einsparungen vorgenommen werden. Mit der Verkleinerung des Oberlin-Seminars würde jedoch einseitig der sozialpädagogische Bereich vom Rotstift betroffen, beklagen die MitarbeiterInnen der Fachschule.

Sie wollen die Sparbeschlüsse nicht ohne Widerstand hinnehmen. Mit der Entscheidung träfe die Kirchenleitung vor allem Frauen, heißt es in einer Erklärung des Kollegiums: „Sie nimmt Lehrerinnen die Arbeitsplätze, Schülerinnen die Ausbildungsplätze und Müttern entlastende Unterbringungsmöglichkeiten.“ Bereits jetzt herrsche in Berlin nämlich ein eklantanter Mangel an ausgebildeten ErzieherInnen. Nach der Kürzung werden nur noch maximal 20 ErzieherInnen statt bisher 80 ihr Examen ablegen, nehmen die MitarbeiterInnen an.

Dem Protest gegen den Beschluß der Kirchenleitung haben sich inzwischen auch VertreterInnen von SPD und AL angeschlossen. Die Vorsitzende des Schulausschusses, Petra Merkel (SPD), hat den Senat aufgefordert, mit der Kirche zu verhandeln und die Rücknahme des Beschlusses zu erreichen. Die Bemühungen des Senats um mehr Kita-Plätze würden konterkariert, wenn es nicht genügend ausgebildete Fachkräfte gäbe.

-guth

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