: Blutige Machtfehde unter Mudschaheddin
■ US-Außenministerium sichert offiziell Waffennachschub zu / Kabul meldet 303 Festnahmen bei Großrazzia
Kabul/Islamabad (afp/wps) - Bei einer Großrazzia in der afghanischen Hauptstadt Kabul wurden „303 Verdächtige wegen subversiver Aktivitäten festgenommen“, berichtete Radio Kabul in einer am Dienstag in Islamabad empfangenen Rundfunksendung. Die Razzia stehe im Zusammenhang mit dem Autobombenanschlag, bei dem in Kabul am Samstag 20 Menschen ums Leben gekommen waren. Scharf verurteilte die afghanische Regierung am Dienstag die Entscheidung der USA, neue Waffen an die Mudschaheddin zu liefern.
Am Montag hatte der amerikanische Sonderbeauftragte bei den afghanischen Mudschaheddin, Peter Tomsen, offiziell die Lieferung moderner Waffen angekündigt. Gleichzeitig wurde bekannt, daß am 9. Juli 30 Krieger des legendären Kommandeurs Massud von Verbündeten des amtierenden Außenministers der in Peshawar ansässigen Übergangsregierung, Gulbuddin Hekmathiar, ermordet worden sind. Das Massaker ereignete sich auf dem Rückweg von einem mehrtägigen Treffen von Kommandeuren des afghanischen Widerstands in der Provinz Takhar, etwa 200 Kilometer nördlich von Kabul. Aus dem Hinterhalt soll ein Trupp der fundamentalistischen Jamiat-Partei aus dem Hinterhalt angegriffen und schließlich umgebracht worden sein. Aus Mudschaheddin-Kreisen verlautete, daß der Überfall von Sayad Jamal, einem mit dem Radikalfundamentalisten Hekmathiar verbündeten Kommandeur ausgeübt wurde. Der prominente Vertreter der Jamiat-i-Islami-Partei Massud gehört der ethnischen Minderheit der Tadschiken an, während Hekmathiars lange von den USA militärisch protegierte Hesbi-Islami -Partei als Repräsentantin der Pashtunen gilt.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, James Baker, bezeichnete das Massaker am Montag zwar als tragischen Vorfall, der nur in die Hände der Kabuler Regierung spiele, die Strategie der US-Unterstützung bliebe davon jedoch unberührt. Gegenwärtig bemühe sich Washington, den Widerstand sowohl politisch als auch militärisch zu koordinieren.
sl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen